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50 Jahre „Chinatown“: Als Jack Nicholson zum Superstar wurde

Roman Polanskis unvergesslicherFilmklassiker kam am 20. Juni 1974 in die Kinos und gilt als Meilenstein der Filmgeschichte.
Faye Dunaway und Jack Nicholson in Chinatown
Foto: IMAGO/CAP/TFS (www.imago-images.de) | Kritiker und Fans halten „Chinatown“, der zum Jubiläumstag in einer aufwändig restaurierten 4K-Fassung auf Blu Ray erscheint, für einen der besten Filme aller Zeiten.

Ein exzellenter Jack Nicholson, eines der besten Drehbücher aller Zeiten sowie ein schockierendes Ende: Genau vor 50 Jahren kam Roman Polanskis Neo-Noir-Thriller „Chinatown“ in die US-amerikanischen Kinos und avancierte seitdem zu einem Meilenstein der Filmgeschichte.

Mehr als eine Film-Noir-Hommage

Der Film, in dem neben Jack Nicholson auch noch die Hollywood-Ikonen Faye Dunaway und John Huston mitwirkten, verbeugte sich einerseits vor den großen Film Noirs der 1940er- und 1950er-Jahre sowie berühmten amerikanischen Detektivfiguren wie Dashiell Hammetts Sam Spade („Der Malteser Falke“) oder Raymond Chandlers Philip Marlowe („Der große Schlaf“) – aber lieferte gleichzeitig einen düsteren Blick hinter die Fassaden des vermeintlich „guten, alten“ Amerikas der 1930er- und 1940er-Jahre.

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Die Handlung ist schnell erzählt: Privatdetektiv Jake Gittes (Jack Nicholson) führt 1937 in Los Angeles eine erfolgreiche Detektei und wird hauptsächlich damit beauftragt, potentiell untreue Eheleute zu überwachen. Als jedoch die mysteriöse Evelyn Cross Mulwray in sein Büro kommt und ihn damit beauftragt, ihren Ehemann Hollis Mulwray (Darrell Zwerling) zu observieren, muss Gittes feststellen, dass die Familie Cross-Mulwray nicht nur in Untreue, sondern in ein regelrechtes Netz aus Lügen, Intrigen und Verschwörungen verstrickt ist – inklusive niederschmetterndem Filmende, mitten im titelgebenden Chinesenviertel von Los Angeles, Chinatown.

Eine der besten Geschichten der Filmhistorie

Kritiker und Fans halten „Chinatown“, der zum Jubiläumstag in einer aufwändig restaurierten 4K-Fassung auf Blu Ray erscheint, für einen der besten Filme aller Zeiten. Gleiches Lob gilt für Robert Townes oscarprämiertes Drehbuch, welches ebenfalls als eines der besten, wenn nicht gar als bestes Drehbuch aller Zeiten betrachtet wird. Drehbuchlegende Towne, der jahrelang an seiner „Chinatown“-Geschichte feilte, verriet kürzlich in einem Exklusivinterview mit dem US-Onlinefilmportal „Collider“, dass er und Regisseur Polanski lange über das Filmende stritten – er selbst dachte eher an ein hollywoodtypisches Happy End, welches der Starregisseur jedoch verwarf. Der Rest, so gesteht es auch mittlerweile Towne ein, ist Filmgeschichte.

Doch nicht nur Drehbuch und Regie stimmten im für insgesamt elf Oscars nominierten „Chinatown“ – sondern auch die beeindruckende Kameraführung, die hervorragende Musik von Jerry Goldsmith und die unvergleichlichen Darsteller Nicholson, Dunaway und Huston, welche für unvergessliche Unterhaltung sorgten. Nicholson, der über weite Strecken des Films aufgrund der Filmhandlung mit einem Nasenverband spielte, wagte sich 1990 gemeinsam mit Towne sogar an eine Fortsetzung – doch „The Two Jakes“, mit Nicholson als Hauptdarsteller und Regisseur, konnte dem großen Klassiker nicht das Wasser reichen. Dennoch muss es nicht das letzte Mal gewesen sein, Nicholsons Figur Jake Gittes in Aktion gesehen zu haben: Denn eine Prequel-Serie zu „Chinatown“, in der es um das frühere Wirken des Privatermittlers gehen soll, befindet sich auf Wunsch des Strreaminggiganten Netflix seit geraumer Zeit in Arbeit. Niemand Geringeres als Starregisseur David Fincher ("Fight Club", "The Social Network") trägt hierfür die Verantwortung - genauso wie der unermüdliche, mittlerweile beinahe 90-jährige Robert Towne.

"Chinatown" ist gegenwärtig beim Streamingdienst Paramount+ zu sehen und wird am 26. Juni um 23 Uhr 30 auf  dem Norddeutschen Rundfunk ausgestrahlt.

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