Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Filmrezension

„Bad Boys 4“: Will Smith verteilt nun wieder im Kino Ohrfeigen

Dem gefallenen Megastar gelingt mit der launigen Fortsetzung des Actionkrachers ein großes Comeback.
Teilt jetzt auf der Leinwand statt auf der Bühne aus: Will Smith ist Star in der vierten Folge von "Bad Boys".
Foto: IMAGO/Carlos Tischler/ Eyepix Group (www.imago-images.de) | Teilt jetzt auf der Leinwand statt auf der Bühne aus: Will Smith ist Star in der vierten Folge von "Bad Boys".

Der für die gesamte „Bad Boys“-Filmreihe von Beginn an titelgebende Song „Bad Boys, Bad Boys - what you gonna do?“ der Reggaeband Inner Circle bekommt zum Kinostart des neuen und mittlerweile vierten „Bad Boys“-Films eine sehr aktuelle Bedeutung: Denn ausgerechnet der in Hollywood tief in Ungnade gefallene Megastar Will Smith soll jetzt das Kino retten.

Smiths erster Kinofilm nach der Oscar-Ohrfeige

Wer erinnert sich nicht an Smiths Ohrfeige gegenüber Chris Rock während der Oscarverleihung vor zwei Jahren, durch die seine illustre Karriere trotz Oscargewinn für die beste Hauptrolle in „King Richard“ einen moralischen Tiefschlag erlitten hat? Doch nach den massiv gefloppten Blockbustern "The Fall Guy" und "Furiosa: A Mad Max Story" brauchen die Kinobetreiber und Filmverleiher jetzt dringend einen Sommerhit, der die Massen wieder ins Kino zieht. Und den soll nun der ehemalige Mr. Nice Guy und Sonnyboy mit "Bad Boys: Ride or Die" liefern. 

Zu wünschen wäre dies auch dem belgischen Regie-Duo Adil El Arbi und Bilall Fallah, die nach dem immens erfolgreichen dritten Teil „Bad Boys for Life“ hier erneut die Regie übernahmen. Das Regiegespann musste nämlich mitansehen, wie zuletzt ihre bereits fertig gestellte 90-Millionen-Dollar-Superheldenproduktion „Batgirl“ vom Studio Warner Bros. einfach in die Filmtonne gekloppt wurde und wohl nie das Leinwandlicht erblicken wird. 

Ein erfolgreiches Action-Franchise

1995 ging mit dem ersten "Bad Boys"-Kinofilm Smiths Hollywood-Stern und der seines Co-Stars Martin Lawrence erst richtig auf. Der TV-"Prinz von Bel Air" brachte damals frischen Wind in das Genre der Buddy-Action-Filme und diente auch Regie-Neuling und Werbefilmer Michael Bay als Startschuss zu einer großen Hollywood-Karriere. Acht Jahre später konnte Smith den Erfolg von „Bad Boys“ durch „Bad Boys 2“ (2003) sogar noch toppen. 

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Es dauerte dann aber schließlich ganze 17 Jahre, bis der dritte Teil „Bad Boys for Life“ (2020) realisiert wurde, dem nun der vierte Ableger, nach nur vier Jahren folgt. Die albern-pubertären Wortgefechte des Gegensatz-Paares Mike Lowrey (Will Smith) und Marcus Burnett (Martin Lawrence) machen auch diesmal erneut die Würze der Filmreihe aus, die zudem wieder gespickt ist mit spektakulären, aber oft auch zynisch-brutalen Actionszenen. So trägt sich auch „Bad Boys: Ride or Die“ als Film insbesondere durch die Dynamik und famose Chemie seiner beiden Protagonisten, die es einmal mehr verstehen, sich in allen Lebenslagen beizustehen und auch ständig zu necken. Der neue Nostalgietrip ins Actionkino vergangener Tage wirkt dabei aber nicht wie eine schlechte Kopie seiner Vorgänger, sondern wie eine gute und sinnvolle Fortführung des beinah schon 30-jährigen Film-Franchise und vor allem seines direkten Vorgängers. 

Auseinandersetzung mit der eigentlichen Sterblichkeit

Während die ersten beiden Filme relativ lose miteinander verbunden waren, schließt der vierte Teil nun thematisch und was die Figurenkonstellationen angeht, relativ nahtlos an die Geschehnisse aus „Bad Boys For Life“ an, weshalb eine erneute Sichtung des Vorgängerfilms für Actionfreunde sehr zu empfehlen ist. Die beiden in die Jahre gekommenen Cops Mike und Marcus müssen in Miami mal wieder für Recht und Ordnung sorgen: Nach einem Herzinfarkt und einer spirituellen Nahtoderfahrung muss Marcus sich jedoch zunächst mit seiner Sterblichkeit auseinandersetzen und der frisch verheiratete Mike posttraumatische Panikattacken überstehen. Aber dann holt sie das organisierte Verbrechen wieder ein: Ihr im Vorgängerfilm ermordeter Vorgesetzter, Captain C. Howard (Joe Pantoliano), soll angeblich korrupt gewesen sein und gemeinsame Sache mit mexikanischen Drogenkartellen gemacht haben. 

Durch einen posthumen Hinweis von dessen Unschuld überzeugt, beginnen die beiden Bad Boys, auf eigene Faust zu ermitteln und geraten dabei zwischen die Fronten aus Bundesbehörden, dem Kartell und korrupten Staatsdienern. Um den Fall zu lösen, dürfen sie niemandem vertrauen und müssen außerhalb des Gesetzes nach eigenen Regeln arbeiten. Dabei soll ihnen auch der als Schwerverbrecher inhaftierte uneheliche Sohn von Mike, Armando Aretas (Jacob Scipio) aus dem Vorgängerfilm, helfen. Im Zuge dessen werden die beiden Jäger schließlich selbst zu Gejagten. 

Gut aufgelegte Besetzung in harmloser Action-Komödie

Neben Smith und Lawrence hat man erneut eine gut aufgelegte Besetzung versammelt: Neben den Rückkehrern aus dem dritten Teil, Vanessa Hudgens, Alexander Ludwig, Jacob Scipio und Paola Núnez, sind unter anderem auch Ioan Gruff, Eric Dane und Rhea Seehorn neu mit dabei. Sie alle fügen sich gut in das bisherige Gesamtensemble ein und haben sichtlich Spaß an ihrem jeweiligen Part. Zudem haben die beiden Regisseure erneut einige visuelle Spielereien eingebaut und dadurch kreative Impulse gesetzt, die sich wirklich sehen lassen können. Obendrauf kommt dann noch eine Laufzeit von angenehmen 115 Minuten, die das Ganze zu einem kurzweiligen Unterhaltungs-Erlebnis werden lässt, dass genug Potenzial für weitere Fortsetzungen bietet. 

Leider ist die Geschichte, die der Film uns erzählen will, jedoch äußerst vorhersehbar. Jede neue Storyenthüllung erahnt man schon meilenweit gegen den Wind – und wer völlig abgehobene und übertriebene Michael-Bay-Action erwartet, wie man sie noch aus „Bad Boys 2“ her kennt, wird wohl enttäuscht werden. Davon ist man hier, durch die Bodenständigkeit der Actionszenen, weit entfernt. Zudem hat man im Vergleich zu „Bad Boys for Life“ erneut eine kleine Schippe draufgelegt, was Ernsthaftigkeit und Komik anbetrifft.

Auf den Spuren von „Lethal Weapon“ und „Fast & Furious“

Auch macht es Spaß zu sehen, wie das Thema des Älterwerdens unserer altgedienten Protagonisten Marcus und Mike in die Geschichte eingeflochten wird und ganz im „Fast & Furious“-Stil, die nächste Generation von Figuren, bestehend aus Familienmitgliedern und Freunden, aufgebaut wird. Wie der Film dies tut und auch, wie das Familienleben beider hier eine große Rolle spielt und alles in der Geschichte am Ende zusammengebracht wird, macht aus dem Film eine stimmige Mischung aus den bisherigen Bad Boys-Filmen und der legendären „Lethal Weapon“-Reihe. Ob man das gut oder schlecht findet, muss wohl jeder selbst entscheiden.

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Norbert Fink

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