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Zehn Klarissen in Spanien exkommuniziert 

Die Schwestern hatten sich Mitte Mai zu einer schismatischen Gruppe bekannt und unter anderem die Legitimität des Papstes geleugnet. Jetzt müssen sie das Kloster verlassen.
Zehn Klarissen verlassen Kirche, Ordensstand und Kloster und schließen sich einer schismatischen Bewegung an.
Foto: IMAGO/Frantz Bouton (www.imago-images.de) | Der Habit liegt in der Vergangenheit: Zehn Klarissen verlassen Kirche, Ordensstand und Kloster und schließen sich einer schismatischen Bewegung an.

Erzbischof Mario Iceta von Burgos hat die Exkommunikation von zehn Klarissen des spanischen Klosters Belorado verkündet. Die Schwestern müssen ihr Kloster verlassen. Diese Schwestern hatten in einem Mitte Mai veröffentlichten Manifest die katholische Kirche kritisiert und sich zu einer schismatischen Gruppe angeschlossen. Der Name Belorado war bis vor Mai 2024 kaum bekannt. Seitdem hat der Ort, etwa 45 Kilometer östlich von Burgos gelegen, in Spanien und der ganzen katholischen Welt darüber hinaus Aufmerksamkeit erregt.

Am Fatimatag, dem 13. Mai, hatten die zehn Ordensschwestern unter der Leitung von Äbtissin Isabel ein auf den 8. Mai datiertes „Manifest“ veröffentlicht. Darin kritisierten die Schwestern „Zweideutigkeiten und Lücken in der Lehre“ auf höchster Ebene der Kirche. Die Nonnen erklärten weiter, Franziskus nicht als Papst anzuerkennen und kündigten an, die Gemeinschaft mit der katholischen Kirche aufgeben und sich stattdessen der „Pia Union Sancti Pauli Apostoli“ anschließen zu wollen, einer schismatischen Gruppe unter der Leitung von Pablo de Rojas Sánchez-Franco. Dieser erlangte unter anderem mit der Behauptung Bekanntheit, von Richard Williamson, einem ehemaligen Bischof der Priesterbruderschaft St. Pius X. (FSSPX), zum Bischof geweiht worden zu sein. Diese Behauptung hatte der 2012 aus der FSSPX ausgeschlossene Williamson in einem Brief an Erzbischof Iceta abgestritten: „Ich kenne diesen Herrn Pablo de Rojas nicht“, so Williamson.

„Um nichts in der Welt verlasse ich meine Mutterkirche“

Nach Erscheinen des Manifests war einige Zeit lang nicht klar gewesen, ob die Äbtissin in eigenem Namen oder auch im Namen der anderen Klostermitglieder gesprochen hatte: Fünf offenbar pflegebedürftige Schwestern waren anscheinend nicht eingeweiht gewesen. Eine Klarisse, Schwester María Amparo, weigerte sich, das Schisma mitzugehen. Eine Woche später, am 15. Mai, verließ die Schwester, das Kloster: „Um nichts in der Welt verlasse ich meine Mutterkirche“, so die Nonne in einem Interview, „und um nichts in der Welt verlasse ich meinen Gehorsam gegenüber dem Nachfolger des Heiligen Petrus, der zurzeit Papst Franziskus ist.“

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Indessen ordnete der Heilige Stuhl eine kanonische Untersuchung des Konvents unter der Leitung von Erzbischof Iceta an. Die spanische Bischofskonferenz betonte dabei, dass „jede Schwester in Ausübung ihrer Gewissensfreiheit ihren Standpunkt zu der von der Äbtissin mitgeteilten Entscheidung äußern kann.“ Ein Angebot, mit der Untersuchungskommission in einen Dialog zu treten, lehnten die Nonnen ab.

Nichts ist unumkehrbar

Am 21. Juni ging beim Erzbistum Burgos schließlich ein von zehn Ordensschwestern persönlich unterzeichnetes Schreiben ein, indem sich die Klarissen weigerten, vor dem Kirchengericht zu erscheinen: „Wir haben uns bereits am 8. Mai von der ‚konziliaren‘ Kirche distanziert,“, so die Schwestern, „indem wir unser katholisches Manifest vor einem Notar unterzeichnet und am 13. Mai veröffentlicht haben“. Die Schwestern weigerten sich in dem Schreiben, die Autorität des Gerichtes noch „seine Zuständigkeit für die Seelen und erst recht für uns“ an. Noch am selben Tag erschien diese Erklärung in den sozialen Netzwerken.

Laut dem Erzbistum besteht in Belorado eine klösterliche Gemeinschaft weiter: Acht Schwestern verbleiben dort, darunter die fünf älteren Schwestern sowie drei weitere Schwestern, die derzeit nicht im Kloster leben, aber zur Gemeinschaft gehören. Drei andere Klarissenklöster haben bereits angeboten, dorthin Schwestern zu schicken. Und auch für die zehn abtrünnigen Schwestern bleibt ein Türchen offen: Denn, auch wenn es anordnet, dass die ehemaligen Klarissen das Kloster verlassen müssen, betont das Erzbistum: „In der Kirche gibt es nichts Unumkehrbares. Die Kirche wartet auf ihre Rückkehr.“

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