Die Party läuft. Die Vorrunde – wie im Rausch. Heute geht es nun endlich „richtig“ los – die K.O.-Runde ohne Rechenschieber und Punkteteilung. Die einzige Frage, die sich jetzt noch stellt: Wer zahlt eigentlich für den ganzen Spaß? „Die UEFA kassiert – Deutschland bezahlt“ hieß es vor zwei Wochen in einem Beitrag des MDR. Für die Stadt Leipzig werden darin die EM-Kosten mit „circa 15 Millionen Euro“ veranschlagt. Jetzt dürfen Sie nicht erwarten, dass jemand für die „Trennung von Sport und Staat“ eintritt und fordert, die UEFA möge „ihren Fußball selbst bezahlen“. Das täte sie ohnehin nicht. Denn dafür hat sie sie ja, die Sponsoren.
Die UEFA tut in diesem Zusammenhang alles, das halbseidene Image großer Sportverbände zu pflegen. Die Sponsorenpalette reicht von den üblichen Verdächtigen (Adidas, Bitburger, Telekom) über hippe IT-Buden bis zu Chinesen, Arabern und Glücksspiel. Betano, ein österreichischer Sportwettenanbieter, ist dabei besonders auffällig, zumal der Buchmacher aus der Alpenrepublik auch bei der parallel stattfindenden Copa América wirbt. Frankreichs Wunderkind Kylian Mbappé (der Mann mit der karbonenen Maske – Sie wissen schon: Liberté, Egalité, Mbappé) will keine Werbung für Alkohol, Fastfood oder Wetten machen. Der ab Montag bei Real Madrid unter Vertrag stehende Superstar muss sich bei den Euro-Interviews so geschickt vor die Wand stellen, dass weder Betano noch Bitburger zu sehen ist. Und Wiesenhof eigentlich auch nicht.
Wie gut, dass es Lidl gibt
AliExpress.com ist eine Online-Einzelhandelsplattform aus China, Alipay+ das dazugehörige Onlinebezahlsystem, BYD (China) stellt E-Autos her, Hisense (China) alle anderen Arten von künftigem Elektro-Schrott und Vivo im Grunde auch. Übrigens auch aus China.
Wie gut, dass es da auch unverfängliches gibt. Visit Qatar. Das Land, das man nach dem Willen der UEFA besuchen soll – möglichst unter Zuhilfenahme eines Online-Buchungsdienstes –, ist bereits als Reiseziel fest etabliert. Qatar sehen und sterben: „Hunderttausende von meist südasiatischen Wanderarbeitern im Baugewerbe sind in Katar Ausbeutung und Misshandlung ausgesetzt. Hausangestellte, oft arme Frauen aus südostasiatischen Ländern, haben wenig Rechte und können Opfer von Menschenhandel werden. Sie werden auch oft von den Familien, in denen sie arbeiten, missbraucht. Es gibt Einschränkungen der individuellen Rechte wie der Meinungsfreiheit, und es existieren Gesetze mit Strafen für Homosexualität“ (Wikipedia). Hauptsache kein Alkohol, kein Fastfood, keine Wetten.
Und dann: Lidl. Nachdem sich Discount-Konkurrent Penny seit Jahren im Eishockey engagiert, zeigt Lidl nun im Fußball Flagge. Und im Radsport, wo bei der heute beginnenden Tour de France ein Team „Lidl Treck“ an den Start geht. Und im Handball. Lidl ist ein „Schwergewicht im Sportsponsoring“ (Lebensmittelzeitung.net). Alkohol und Fastfood gibt’s dort auch – wetten?
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