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Nun platzen die synodalen Seifenblasen

Wenn es keinen Synodalen Rat geben sollte, fehlt der Schlussstein und das deutsche Konstrukt wird in sich zusammenstürzen.
Deutsche Bischöfe treffen auf Vatikan-Delegation
Foto: Vatikanisches Presseamt | Eins muss man den Kurialen lassen, mit denen sich die –in ihrer Zusammensetzung demnächst zu ändernde – Delegation der deutschen Bischöfe ins Benehmen zu setzen hat: Sie stehen wie eine Eins. Da wird keiner weich.

Im Vatikan feiert man heute das Hochfest Peter und Paul. Zum Abschluss der ersten Jahreshälfte ein hochgestimmter Feiertag, nach dem die römische Ferienzeit beginnt. Wie jedes Jahr ist eine Delegation des Ökumenischen Patriarchats aus Istanbul eingetroffen.

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Der Papst überreicht die neu gewebten und geweihten Pallien an die in den letzten zwölf Monaten eingesetzten Metropolitan-Erzbischöfe und sprach in seiner Predigt über die „Gnadenerfahrung“ der Apostel Petrus und Paulus, als ihnen das Wirken Gottes „die Türen ihres inneren Gefängnisses und auch der wirklichen Gefängnisse öffnete“. So öffnete er ihnen „die Türen zur Evangelisierung“, sagte Franziskus weiter, „so dass sie die Freude erleben konnten, ihren Brüdern und Schwestern in den jungen Gemeinden zu begegnen und allen die Hoffnung des Evangeliums zu bringen“.

Die Kuppel stürzt zusammen

Solch eine Befreiung muss man auch den deutschen Bischöfen wünschen. Dass ihnen ein Engel Gottes die Kerkertüren öffnet und sie das Gefängnis des Synodalen Wegs verlassen können, um die Freuden der Evangelisierung zu erleben. Die allergrößte Mehrheit der Oberhirten deutscher Zunge sucht ja die Einheit mit Papst, Rom und Weltkirche. Ein schismatischer Schritt in Richtung einer deutschen Nationalkirche wäre für sie weder eine Befreiung noch eine Freude, sondern ein Scheitern. Aber da sie die katastrophalen Texte der Synodalforum mehrheitlich abgenickt haben, müssen sie jetzt erleben, wie ihnen in Rom Stück für Stück die synodalen Seifenblasen zerplatzen.

Indem jetzt klar ist, dass es auch in Zukunft keinen Synodalen Rat oder ein ähnliches Gremium geben wird, das die Bischöfe von oben kontrolliert, ist der Schlussstein aus dem deutschen Konstrukt herausgefallen und die ganze Kuppel wird zusammenstürzen. Und wenn jetzt die Kommission, die laut Beschlussfassung des Synodalen Ausschusses, der ja nur ein Arbeitsgremium ist, über die „Synodalität als Strukturprinzip der Kirche und zur möglichen Ordnung eines Synodalen Rates“ beraten soll, das ab sofort nur noch „in engem Kontakt“ mit einer vatikanischen Spiegel-Kommission tun kann, dann wird mit Sicherheit nicht das dabei herauskommen, was sich die Synodalen in Frankfurt oder sonstwo ausgedacht hatten und wozu sich mancher Bischof in vorauseilendem Gehorsam selbst verpflichtet hat.

Der Webfehler des Anfangs

Eins muss man den Kurialen lassen, mit denen sich die –in ihrer Zusammensetzung demnächst zu ändernde – Delegation der deutschen Bischöfe ins Benehmen zu setzen hat: Sie stehen wie eine Eins. Da wird keiner weich. Sie alle fühlen sich Papst Franziskus verpflichtet, der den deutschen Katholiken schon 2019 geschrieben hat, wo er den Webfehler beim Synodalen Weg sieht, so wie ihn Theologen vom Schlage eines Eberhard Schockenhoff oder Magnus Striet ausgedacht hatten und wie ihn Kardinal Reinhard Marx aufgegleist hat.

Jetzt aber ist erst mal Sommerzeit. Zur Weltsynode sieht man sich wieder und dann beginnt das Heilige Jahr. Wenn man in Rom wieder mit der vatikanischen Task force zur Lösung des deutschen Problems zusammenkommt, sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Und mancher deutscher Bischof wird wohl geneigter sein, die Kerkertüren aufzustoßen und die muffige Enge im Gefängnis des Synodalen Wegs mit der Freude der Evangelisierung zu tauschen. 

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