Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Geistliche Bewegung mit Rhythmus

Modern, aber tiefgläubig

Hakuna Matata? Die junge spanischsprachige Bewegung „Hakuna“ verbindet moderne Musik, geistliche Texte und Gebet. Ein Gespräch mit John Bermúdez, dem Verantwortlichen für Deutschland. 
Papst Franziskus beim Weltjugendtag in Rio
Foto: imago stock&people | Wo alles begann: „Hakuna“ formierte sich zunächst als Weltjugendtagsband - und wurde dann, nach der Aufforderung des Papstes „Unruhe zu stiften“ zur geistlichen Bewegung.

Herr Bermúdez, wie schafft man es, Tausende von jungen Menschen zusammenzubringen, um den Glauben zu feiern und um zu beten?

Der Erfolg dieses Konzerts lag darin, Musik mit katholischer Spiritualität zu vereinen. Hakuna spricht junge Menschen an, die sonst kaum in die Kirche gehen, und zeigt ihnen, dass man eine gesunde Freizeitgestaltung mit dem Glauben verbinden kann. Was mich als junger Mensch an Hakuna beeindruckt hat, ist der Ansatz, Gott aus einer zeitgemäßen Perspektive näherzubringen – eigentlich nicht neu, denn es gibt nichts wirklich Neues; vielmehr geht es darum, die neuen Generationen auf den aktuellen Stand zu bringen.

Was steckt hinter dem Wort „Hakuna“?

Am Weltjugendtag in Rio de Janeiro 2013 nahm eine Gruppe junger Leute aus der Pfarrei San Josemaría in Madrid teil. Sie beschlossen, für den Weltjugendtag Musik zu machen. Sie konnten sich nicht auf einen Namen einigen und nannten die Gruppe „Hakuna matata“ – nach dem Animationsfilm „Der König der Löwen“. Als der Papst „Sorgt für Unruhe“ („Hagan lío“) sagte, nahmen sie es sehr ernst. Sie begannen, Lieder in einem säkularen Stil zu komponieren, aber mit einer religiösen Bedeutung. Für Spanien und die spanischsprachige Welt war es das erste Mal, dass moderne Lieder über Jesus Christus, die Jungfrau Maria und die Kirche entstanden sind. Diese Lieder werden in „heiligen Stunden“ gesungen.

Was ist eine „heilige Stunde”?

Eine heilige Stunde ist eine Zusammenkunft zur eucharistischen Anbetung, die etwa eine Stunde dauert und manchmal im Wechsel mit kurzen Meditationen stattfindet. Dabei wird eine Atmosphäre geschaffen, die das Gebet unterstützt, insbesondere durch den Einsatz von Licht: Alles ist mehr oder weniger dunkel, und der einzige Fokus liegt auf der Eucharistie.

Etwas Ähnliches geschieht auch bei „Nightfever“…

Ja, aber Nightfever findet einmal im Monat oder alle zwei Monate statt, während Hakuna jede Woche stattfindet. Darüber hinaus werden Schulungen rund um die Anbetung angeboten. Es sind bereits viele Menschen gekommen, die keine Ahnung von Gott oder der Kirche hatten. Das Schöne an Hakuna ist, dass es auch diejenigen erreicht, die weit entfernt sind. Auffällig sind auch die Namen, die dafür verwendet werden: „Unruhe stiften“ oder „revolcadero“ (wörtlich: „Suhle“). Letzteres erregt Aufmerksamkeit, weil der Name eigentlich Schlamm und Schmutz evoziert. Die Idee ist, dass die Menschen tiefer in das Thema einsteigen, jeder aus seiner eigenen Perspektive, aber immer unter der Anleitung von jemandem, der sich auskennt.

Lesen Sie auch:

Wie ist die Struktur von „Hakuna“? Gibt es irgendeine Art von Verpflichtung?

Hakuna ist derzeit als private Vereinigung von Gläubigen anerkannt. Es soll eine öffentliche Vereinigung werden, aber letztendlich entscheidet Gott darüber. Der Gründer ist Don Josepe, der nach seinem Austritt aus dem Opus Dei ein Priester der Diözese Madrid ist, der sich aber ausschließlich Hakuna widmet. Er wohnt im „Estudio“, dem Hauptsitz von Hakuna. Es gibt eine Gruppe, die so etwas wie das Zentralkomitee ist. Für diejenigen, die glauben, dass ihre Berufung Hakuna ist, gibt es jedoch eine Art Verpflichtung; im modernen Sprachgebrauch sind sie die „pringados“, was mit „Packesel“ übersetzt werden könnte, denn sie sind die „Letzten“, diejenigen, die immer dienen und arbeiten.

„In Deutschland ist es eine Herausforderung,
junge Menschen für etwas Neues zu begeistern.“

Wie hat es in Deutschland angefangen?

Ich lernte Hakuna im spanischen Valencia kennen, und nachdem ich darüber gebetet hatte, sagte ich Don Josepe, dass ich Hakuna gerne nach Deutschland bringen würde. Er antwortete mir: „Mach nur; such dir andere Leute, die dir helfen können, und lass es so sein, wie Gott es will.“ Von dem „Zentralkomitee“ erhielt ich dann alle Informationen, wie die Dinge zu organisieren sind. Das stellt sicher, dass wir gemeinsam handeln und nicht in jeder Stadt etwas anderes gemacht wird. Eine Mitgliedschaft ist dafür nicht erforderlich.

Wie sieht die Entwicklung in Deutschland aus?

Als ich in Berlin ankam, rief ich ein paar Bekannte an, die in der Stadt wohnten. Wir begannen gemeinsam mit Hakuna-Liedern zu beten; es war 2020, mitten in der Pandemie, mit den Einschränkungen, dass nicht mehr als fünf Personen in einem Raum sein durften. Wir mussten die Pfarrer um Erlaubnis bitten, in den Kirchen beten zu dürfen. In den vier Jahren, seit denen es Hakuna in Berlin gibt, haben viele Leute die Gruppe durchlaufen, Menschen, die ein Jahr oder zwei Jahre dabei waren, mit mehr oder weniger Engagement, aber am Ende gab es immer jemanden, der dabei war und die Gruppe am Laufen gehalten hat. Die Gruppe ist immer noch mehrheitlich spanischsprachig, weil wir die Erfahrung gemacht haben, dass junge deutsche Katholiken eher zu einem traditionellen Katholizismus neigen und Hakuna als etwas Lasches, „Liberales“ sozusagen, ansehen. Aber in diesem Jahr ist die Gruppe ziemlich gewachsen; vorher waren wir etwa 10 Leute, jetzt sind es zwischen 20 und 30, vor allem dank Lateinamerikanern, die Hakuna in ihrem Herkunftsland, etwa Kolumbien oder Mexiko, kennengelernt haben. Aber es kommen etwa auch Inder und Menschen aus anderen Ländern.

Gibt es besondere Herausforderungen in Deutschland?

Don Josepe möchte, dass wir uns an die deutsche Gesellschaft anpassen, dass wir Deutsch sprechen und auf Deutsch beten – und dass wir in Zukunft auch auf Deutsch singen können. In Frankreich ist es einfacher: Es gibt viele Traditionalisten, aber auch viele Charismatiker, die es gewohnt sind, mit diesem moderneren und lebendigeren Musikstil zu beten. In Deutschland hingegen gibt es diese Erfahrung nicht. Hier ist es eine große Herausforderung, junge Menschen für etwas Neues zu begeistern. Wir haben jedoch auch viel Unterstützung von der katholischen Kirche erhalten, die Hakuna als eine Möglichkeit sieht, junge Menschen wieder an den Glauben heranzuführen. Wir möchten Hakuna in ganz Deutschland etablieren und mehr Menschen erreichen. Es gibt bereits Interesse aus anderen Städten, aber es braucht Zeit und Mühe, um die Bewegung zu verbreiten. Wir hoffen, dass Hakuna in Zukunft ein fester Bestandteil der deutschen katholischen Gemeinschaft wird und dass wir einen Beitrag zur Erneuerung des Glaubens in der modernen Welt leisten können.

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
José García Jesus Christus Katholikinnen und Katholiken Nightfever Deutschland Opus Dei Pfarrer und Pastoren Päpste Weltjugendtag

Weitere Artikel

Es geht um die Erneuerung der Pfarreien: Der deutsche Leiter der Divine-Renovation-Bewegung, Ferdinand Degenfeld, zieht eine Bilanz des „Catholic Parish Summit“ in Harrogate.
21.06.2024, 18 Uhr
Regina Einig
Der Missionskongress in Brüssel ist seinem Anspruch, ein Zeichen der Hoffnung zu setzen, gerecht geworden. 
08.04.2024, 19 Uhr
Thomas Philipp Reiter
Kardinal Pironio war eine Schlüsselfigur bei der Ausrichtung der Internationalen Weltjugendtage. Am 16. Dezember wird er seliggesprochen.
15.12.2023, 19 Uhr
Claudia Kock

Kirche

Der Statue im Linzer Mariendom, die eine gebärende Maria zeigt, wurde am Montag der Kopf abgesägt. Zuvor hatte die Darstellung für heftige Kritik gesorgt.
01.07.2024, 17 Uhr
Meldung
Auf dem Weg von Minnesota nach Illinois geht die große Eucharistische Prozession auch durch Armenviertel und Orte, die niemand kennt. Die Menschen interessieren sich und fragen nach.
01.07.2024, 11 Uhr
Kai Weiß
Wenn es keinen Synodalen Rat geben sollte, fehlt der Schlussstein und das deutsche Konstrukt wird in sich zusammenstürzen.
29.06.2024, 11 Uhr
Guido Horst