Bei einem Gespräch im Rahmen des 103. Katholikentages in Erfurt haben Bischof Bätzing und Irme Stetter-Karp haben scharfe Kritik am Kommunikationsstils des Vatikans geübt. Auf mehrere Briefe an den Papst seien keine Antworten zurückgekommen, so die Präsidentin des ZdK, Stetter Karp. Für den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, passe dieser Stil nicht zur Einheit der Kirche. Dass auf die Bitte um ein Gespräch keine Antwort oder Signal gekommen sei, habe ihn gekränkt. Doch dies sei „römische Manier“: „Man hört das vornehm und dann geht man zur Tagesordnung“, so der Limburger Bischof. Diese „Kulturprobleme“ wirken so Bätzing so, als versuche man „Hürden zu legen“. In den Gesprächen mit dem Vatikan brauche es deshalb viel mehr „Verflüssigung“. Auch wenn man in Rom offen miteinander rede, seien die Dialogprozesse veränderungsbedürftig. Der Bischof fordert eine andere Vreständigung zur Spiegelung der „kulturellen Vielfalt“ und eine Dezentralisierung der Kommunikation. Bätzing zeigte sich enttäuscht darüber, dass die vatikanische Kurie und der Papst sich dafür bislang nicht zuständig fühlten.
Papst Franziskus sei „pastoral ganz weit“, auch die bestehende Praxis zu verändern, aber nicht die Prinzipien, betont Bätzing. Es sei nicht zu erwarten, dass er die Lehre der Kirche in einer wesentlichen Frage verändert. Im Bezug auf die Segnungsfeiern irregulärer Paare fordert der Vorsitzende der DBK eine Grundlage im Katechismus. Die bisherigen FOrmulierungen riefen bisher einen „beständigen Schmerz“ hervor. Bätzing hoffe, im Gespräch mit dem Vatikan die „Beratungskultur“ des Synodalen Weges „in Strukturen und Verfahren“ umzusetzen. Das müsse auf der Ebene Deutschlands sowie „auf allen anderen Ebenen“ geschehen. Er sei zuversichtlich, dass die Pläne um die verbotene Einrichtung eines „Synodalen Rat“ nicht „die Grundstruktur unserer Kirche auf den Kopf stellt“. Dieser Grundaufbau der Kirche sei „eine bischöfliche“ und werde es auch bleiben, so der DBK-Vorsitzende. Bätzing betont zudem, dass niemand eine Spaltung wolle: „Wir wollen Weltkirche!“ Wenn aber jemand im Zorn zu ihm sage „Tut es doch einfach!“, müsse verstanden werden, dass dies zum Bruch mit der Kirche führt: In Erfurt habe man das „leider vor 500 Jahren erlebt“.
Grundlinienkonflikte statt Gewissensgründe
Stetter-Karp zeigt sich entschlossen, aus dem Synodalen Weg keine „Eintagsfliege“ machen zu wollen. Er müsse deshalb „verstetigt“ werden. Auf Dauer werde es ein anderes Kirchenrecht brauchen. Der Ausgangspunkt des Synodalen Weges sei der Missbrauch in der Kirche gewesen. Um eine attraktivere Kirche zu schaffen, in der jeder das Gefühl habe ganz „als ganzer Mensch gewollt“ zu sein, müsse Schluss sein mit Missbrauch und Vertuschung, erklärte die ZDK-Präsidentin und fragte, weshalb die Bischöfe trotz ihrer faktischen Macht „so wenig Power“ ausstrahlten. Echte Subsidiarität müsse man, so Stetter-Karp, nicht nur predigen: „Warum wenden wir es nicht selber an?“ Bei den Bischöfen, die den Weg der Reformen des Synodalen Wegs nicht mitgehen wollen, käme man mit Argumenten und Rationalität „ja gar nicht weiter“. Laut Bätzing hätten diese Bischöfe ihre Entscheidung zwar mit ihrem Gewissen begründet. Er aber sehe dahinter aber ein „Scheinargument“ und vermute es seien eher „Grundlinien“ des Synodale Wegs, die ihrer Meinung nach „nicht verhandelbar seien“.
Das Gespräch zwischen Bätzing, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), und der Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZDK), Stetter-Karp, fand unter dem Titel Teil des Donnerstagprogramms des 103. Deutschen Katholikentags in Erfurt statt. DT/jmo
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