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Kirchenstatistik: Ein Dokument des Schrumpfens

Jedes Jahr stimmen Menschen in großer Zahl mit den Füßen über das Handeln der Kirche ab. Wie lange brauchen die Bischöfe noch, um die Notwendigkeit von Mission zu erkennen?
Symbolbild Lobpreis
Foto: via www.imago-images.de (www.imago-images.de) | Eine Kirche in Eigenrotation zieht niemanden an. Wo Lobpreis und Anbetung angeboten wird, wo man den Menschen Jesus Christus zeigt, da kommen die Menschen und hören zu,

Die jüngste Kirchenstatistik könnte diesmal vermutlich zu einer gewissen Erleichterung bei den Verantwortlichen geführt haben, da sie nicht mit einem neuen Rekord an Austrittszahlen aufwartet. Dennoch ist es sicher keine Freudenbotschaft, wenn über 400.000 Menschen im Laufe eines Jahres die Kirche verlassen.

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In Deutschland gehören noch 20 Millionen Menschen der Kirche an. Das ist für sich genommen weder gut noch schlecht. Schlecht ist die Tendenz, die sich seit Jahrzehnten fortsetzt. Vor 20 Jahren gehörten noch sechs Millionen Menschen mehr der Kirche an. Sie hat fast ein Viertel ihrer Mitglieder in den beiden letzten Dekaden eingebüßt. Eine Trendumkehr ist nicht in Sicht.

Qualitativer Verlust an Glauben

Das allein ist nicht die Nachricht. Die Kirche schrumpft ja nicht nur quantitativ, weitaus schlimmer ist der qualitative Schrumpfungsprozess. Die Kirchenmitgliedschaftsstudie und andere demoskopische Erhebungen sagen es uns wieder und wieder. Nur eine Minderheit auch derer, die Kirchensteuer zahlen, glaubt, was die Kirche lehrt. Nur eine wirklich schmerzhafte Minderheit der Menschen ist überhaupt noch für religiöse Fragen ansprechbar. Und last but not least, auch wenn sich die Kirchbesucherzahlen um ein paar Zehntelprozente erholt haben, bleiben Sonntag für Sonntag 94 von 100 Katholiken der nach wie vor verpflichtenden Sonntagsmesse fern. Man muss an dieser Stelle ergänzen: so es denn überhaupt am Wohnort noch eine gibt. 

Die Suche nach Ursachen dürfte eine Vielzahl von Antworten zu Tage fördern. Wer aber auf dem Boden einer gesunden christlichen Anthropologie um die Wahrheit der Erlösungsbedürftigkeit der gebrochenen Natur des Menschen weiß, muss unbedingt die Frage stellen, welchen narkotisierenden Cocktail unser Zeitalter bereithält, um dem Menschen sogar seine Sehnsucht nach Heil zu nehmen. Es ist exakt diese, die neu zu wecken ist. Das wäre in der Tat die primäre Aufgabe der Kirche, die Sehnsucht wachzuhalten und auf den hinzuweisen, der allein in der Lage ist, Erlösung zu schenken: Jesus Christus.

Es geht auch ganz anders

Es ist das große und gruselige Drama unserer Tage, diesen Niedergang mitansehen zu müssen und zugleich zu realisieren, dass die Kirche aus ihrer synodalistischen Eigenrotation auch angesichts dieser Not nicht herauskommt. Sie bleibt darin gefangen und scheint ernsthaft zu glauben, mit Antworten auf Fragen, die sich nur Bischöfe im Elfenbeinturm und Kirchenfunktionäre stellen, die Kirche attraktiv und anziehend zu machen. Sie erreichen damit das genaue Gegenteil.

Und ohne hier kritiklos jegliches dieser Events hochpreisen zu wollen, kommt man nicht umhin festzustellen, dass UNUM24, MEHR, Adoratio, die diversen Sommerakademien und Veranstaltungen der geistlichen Bewegungen und Gemeinschaften genau das machen, was die Kirche derzeit schmerzhaft versäumt. Sie erinnern den Menschen an seine Erlösungsbedürftigkeit und stellen ihm in Jesus Christus seinen einzigen Erlöser vor. Statt die Stirn zu runzeln oder gar die Nase darüber zu rümpfen, sollten unsere Hirten Schlange stehen, um auf diesen Events reden, beten und Gottesdienst feiern zu dürfen. 

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