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Trump, Biden und die Macht der Bilder

Am Donnerstag steigt das erste TV-Duell zwischen Donald Trump und Joe Biden. An den Glanz längst vergangener Debatten werden die Kontrahenten nicht mehr herankommen.
Erstes TV-Duell zwischen Trump und Biden im Jahr 2020
Foto: IMAGO/Gripas Yuri/ABACA (www.imago-images.de) | In den 90 Minuten, die vom Sender CNN ausgestrahlt und moderiert werden, wird es dann weniger darum gehen, sich inhaltlich am besten zu verkaufen, sondern sogenannte „Soundbites“ zu produzieren – knappe, prägnante ...

Was gab es nicht schon für unvergessliche Fernsehduelle amerikanischer Präsidentschaftsbewerber: Als eines der legendärsten gilt noch das zwischen John F. Kennedy und Richard Nixon im Jahr 1960 – das erste derartige Format überhaupt, das Kennedys jugendliche Aura im Vergleich zu dem eher blass wirkenden Nixon in die amerikanischen Wohnzimmer transportierte. Oder der Dreikampf zwischen George Bush Senior, Bill Clinton und dem Drittkandidaten Ross Perot 1992. Noch heute dürften viele Bushs ungeduldigen Blick auf seine Armbanduhr mitten in der Debatte in Erinnerung haben. Und nicht zu vergessen: das Duell Ronald Reagan gegen Walter Mondale 1984, in dem der amtierende Präsident Reagan die Bedenken, er sei aufgrund seines fortgeschrittenen Alters nicht mehr amtstauglich, gekonnt aus der Welt schaffte.

Trump und Biden schaffen sich ihre eigenen Regeln

Wenn am Donnerstagabend Donald Trump und Joe Biden gegeneinander antreten, ist die große Zeit der TV-Duelle eigentlich längst vorbei. Die Kandidaten sind schlicht und ergreifend nicht mehr auf das Medium Fernsehen angewiesen, um sich und ihren Positionen Gehör zu verschaffen. Dass dem Aufeinandertreffen nun doch viele gespannt entgegenfiebern, liegt insbesondere daran, dass sich Trump und Biden ihre eigenen Regeln geschaffen haben: Sie übergingen die überparteiliche Kommission für Präsidentschaftsdebatten, die normalerweise die Duelle veranstaltet, und messen sich stattdessen zweimal – am Donnerstagabend und im September – unter vorab gemeinsam festgelegten Bedingungen: Kein Publikum im Studio, keine Eingangsstatements, zwei Minuten Redezeit pro Frage. Danach werden die Mikrofone stummgeschaltet.

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Diese Vorgehensweise mag überraschen, kann aber als symptomatisch zumindest für Trumps Art der Wahlkampfführung gelten. Er bricht mit den Konventionen und macht sein eigenes Ding. Schon beim Vorwahlprozess der Republikaner nahm er nicht an den Debatten teil, hielt stattdessen eigene Auftritte ab. So krempelt er die Partei um – und deren Standards gleich mit ihr. Und auch Biden scheint sich diesem unkonventionellen Habitus ein Stück weit angepasst zu haben, indem er sich auf die Duelle mit Trump einließ.

Das Trump-Lager hofft auf Patzer Bidens

In den 90 Minuten, die vom Sender CNN ausgestrahlt und moderiert werden, wird es dann weniger darum gehen, sich inhaltlich am besten zu verkaufen, sondern sogenannte „Soundbites“ zu produzieren – knappe, prägnante Satzschnipsel, die sich dann gut über die Sozialen Medien vermarkten lassen. Mit Blick auf letztere kommt es natürlich auch auf die Bilder an. Siehe Bushs Blick auf die Uhr – oder hierzulande das Lachen des CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet zur falschen Zeit am falschen Ort: Ist ein negativ wahrgenommenes Bild erst einmal in der Welt, und damit in den Köpfen der Wähler, lässt es sich kaum wieder revidieren.

In dieser Hinsicht hofft insbesondere das Trump-Lager auf möglichst zahlreiche Ausrutscher Bidens. Dem 81-Jährigen merkt man sein Alter inzwischen deutlich an. Immer wieder sorgt er für kuriose Szenen, wenn er sich verhaspelt, stolpert oder auf offener Bühne scheinbar ziellos umherirrt. Trump hat sich im Vorfeld so geringschätzig über die körperlichen und mentalen Fähigkeiten seines Gegners geäußert, dass die Messlatte für den amtierenden Präsidenten eigentlich sogar äußerst niedrig liegt. Daher brachte er nun am Wochenende (in nicht zitierfähiger Ausdrucksweise) die Theorie ins Spiel, Biden werde sicher mit Drogen vollgepumpt auf die Bühne geschickt, um eine halbwegs akzeptable Performance hinzulegen.

Ronald Reagan bügelte die Frage, ob das Alter in jenem Wahlkampf eine Rolle spiele, übrigens souverän mit folgendem Satz ab: „Ich werde die Jugendlichkeit und Unerfahrenheit meines Kontrahenten nicht für politische Zwecke ausnutzen.“ Biden kann sich zwar weder auf Trumps Jugend noch auf dessen Unerfahrenheit berufen. Ihm sei jedoch im selben Maße Schlagfertigkeit ans Herz gelegt. Denn eines muss man Trump lassen: Die rhetorischen Pointen hat er meist auf seiner Seite.

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