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Vorsicht bei NVIDIA

Der KI-Gigant und Börsenliebling hat eine große Achillesferse.
NVIDIA-Chef Jensen Huang wirft einen Baseball
Foto: IMAGO/Kelley L Cox (www.imago-images.de) | Derzeit landet NVIDIA-Chef Jensen Huang einen Volltreffer nach dem anderen. Doch das Unternehmen hat eine geopolitisch bedingte Schwachstelle.

Als vor rund 130 Jahren am Klondike der große Goldrausch ausbrach, waren es nicht die Goldgräber selbst, die den großen Reibach machten – sondern diejenigen, die den selbsternannten Glücksrittern die zum Goldsuchen notwendigen Schaufeln verkauften. In der heutigen Zeit ist der KI-Gigant NVIDIA ein solches „Schaufel-Unternehmen“, möglicherweise sogar das größte der Welt: Denn gegenwärtig versetzt die Künstliche Intelligenz zahlreiche Menschen und Unternehmer in Goldgräberstimmung und ist drauf und dran, die Wirtschaft sowie das gemeinsame Zusammenleben zu revolutionieren.

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Und genau hierfür liefert das 1993 gegründete Unternehmen von CEO Jensen Huang  - der mittlerweile wie ein Rockstar auftritt und gefeiert wird - hochleistungsstarke Chips, die einen Marktanteil von 90 Prozent des globalen Chipmarktes ausmachen sowie KI-taugliche Hardwaresysteme wie „Hopper“ und „Blackwell“, die es den großen Konzernen ermöglichen, Experimente mit Künstlicher Intelligenz durchzuführen beziehungsweise diese zu trainieren.

NVIDIA-Chips werden ausschließlich in Taiwan produziert

Dies freut auch die Börse: Denn die NVIDIA-Aktie, an der zu Beginn dieser Woche erfolgreich ein Aktiensplit vollzogen wurde, ist momentan das begehrteste Wertpapier der Welt – und mit über 330 Billionen US-Dollar Unternehmenswert ist NVIDIA wertvoller als alle DAX-Unternehmen zusammen.

Zu schön um wahr zu sein? Sicherlich nicht aufgrund des Geschäftsmodells – aber aufgrund einer großen Achillesferse des Unternehmens, welche in NVIDA investierte Aktionäre kennen sollten. Denn NVIDIA lässt seine Chips nicht in den USA, sondern komplett in Taiwan herstellen – und wäre somit bei einem Angriff Chinas den Launen des Reichs der Mitte ausgesetzt, mit katastrophalen Folgen für die Chipbelieferung sowie die KI-Entwicklung der ganzen Welt. Komplettstillstand nicht ausgeschlossen.

Sicherlich: Ein Angriff Chinas auf Taiwan wird gegenwärtig von der Mehrheit der Experten als abwegig erklärt - wie bereits Anfang 2022 ein Angriff Putins auf die Ukraine. Und sollte China Taiwan tatsächlich angreifen, hätte die Menschheit ganz andere Sorgen als den Aktienkurs von NVIDIA. Doch bei Aktionären, die mit größeren Beträgen in das Unternehmen investiert sind, könnte sich am Ende der Gedanke manifestieren: „NVIDIA? Nie wieder!“

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Stefan Ahrens

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