Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Protestaktion "Black Week"

NRW: Kitas, Altenpflege und Schulsozialarbeit gefährdet

Die Protestaktion „Black Week“ soll auf Mangelverwaltung, Fachkräftemangel, Finanzierungslücken und zu viel Bürokratie aufmerksam machen.
Protestaktion gegen Mangelwirtschaft im Sozialen Bereich in NRW
Foto: IMAGO/ (www.imago-images.de) | Laut einer Studie der Technischen Universität Dortmund fehlen in Nordrhein-Westfalen bis 2030 bis zu 20.000 Erzieherinnen und Erzieher im Kita-Bereich.

Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen macht die Protestaktion „Black Week“ in dieser Woche auf Mangelverwaltung, Fachkräftemangel, Finanzierungslücken, Versorgungslücken und zu viel Bürokratie in Kitas, Altenpflege, Schulsozialarbeit und anderen sozialen Einrichtungen aufmerksam. Zu der Aktion hat die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege Träger und Einrichtungen aufgerufen und eingeladen. Zu den Unterstützern zählt auch das Bistum Münster.

„Viele Kindertageseinrichtungen in Nordrhein-Westfalen sind existenziell bedroht. Das System ist unterfinanziert und der Fachkräftemangel ist enorm. Das gilt auch für Kitas in Trägerschaft der katholischen Kirchengemeinden im Bistum Münster. Ich habe die Sorge, dass hier im wahrsten Sinne bald die Lichter ausgehen“, betonte der Generalvikar des Bistums Münster, Klaus Winterkamp, am Dienstag.

Auf die existenzielle Notlage der Kitas aufmerksam machen

Gemeinsam und lautstark soll mit Aktionen vor Ort auf die existenzielle Notlage der Kitas aufmerksam gemacht werden. Ein Höhepunkt der Aktionswoche soll der Freitag werden. Dann sollen in Kitas vor Ort sowie in Sozialen Netzwerken schwarze Plakate und schwarze Postings auf die Gefahr hinweisen, dass es in Kitas bald sehr dunkel werden könnte.

Laut einer Studie der Technischen Universität Dortmund fehlen in Nordrhein-Westfalen bis 2030 bis zu 20.000 Erzieherinnen und Erzieher im Kita-Bereich. Mit der Einführung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule, der in dem Bundesland ab 2026 gilt, werden laut der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft 12.000 zusätzliche pädagogische Mitarbeiter benötigt. Für das Arbeitsfeld der Kinder- und Jugendarbeit wird deutschlandweit ein zusätzlicher Personalbedarf in Höhe von 21.500 Fachkräften prognostiziert. In der Pflege waren im Jahr 2021 in Nordrhein-Westfalen ca. 7.000 Stellen unbesetzt. Für 2025 wird ein zusätzlicher Stellenbedarf von mehr als 10.000 Vollzeitstellen, bis 2040 sogar mehr als 36.000 geschätzt.

Die Freie Wohlfahrtspflege Nordrhein-Westfalen wies zur Ankündigung der „Black Week“ in Schreiben an Eltern von Kita-Kindern sowie an die Träger und Leitungen von Kitas darauf hin, dass die schwierige Situation durch Einschränkungen der Öffnungszeiten oder zusätzliche Schließzeiten inzwischen auch für Eltern bereits erhebliche Auswirkungen habe. Daher fordern die Organisatoren eine schlanke und effiziente Bürokratie, Arbeitsbedingungen, die es ermöglichen, mit guten Kräften die Angebote zu sichern, einen Erhalt der sozialen Angebote der Freien Wohlfahrtspflege und eine auskömmliche Finanzierung.

Unzureichende Finanzierung der Kitas

Auch Generalvikar Winterkamp bemängelt die unzureichende Finanzierung der Kitas nach dem Kinderbildungsgesetz (KiBiz) in Nordrhein-Westfalen. „Sicher stehen Politik und Gesellschaft aktuell und gleichzeitig vor vielen massiven Herausforderungen. Wenn wir aber nicht mehr ausreichend in die Bildung und Erziehung unserer Kinder investieren, dann hat unser Land im wahrsten Sinne des Wortes keine Zukunft.“ Die katholische Kirche sei gerne bereit, ihren Anteil dazu weiterhin zu leisten, auch finanziell. Kitas seien ein wichtiger Ort der Seelsorge sowie des
Kontakts und der Beziehung zu sehr unterschiedlichen Menschen. „Aber die Politik muss Prioritäten setzen und das System auskömmlich finanzieren, sonst bricht es zusammen, sonst gehen die Lichter aus“, so Winterkamp.

Im Kindergartenjahr 2023/2024 werden insgesamt 45.720 Kinder in den 670 katholischen Kindertageseinrichtungen in Trägerschaft der katholischen Kirchengemeinden im Bistum Münster betreut. Der Trägeranteil der Finanzierung liegt bei 10,3 Prozent. Die Kosten zur Finanzierung der katholischen Kindertageseinrichtungen im Bistum Münster belaufen sich laut dem aktuellen Haushaltsplan im Jahr 2023 auf rund 37,5 Millionen Euro.  DT/chu

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