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Alpha-Ehekurs mit Nashörnern, Igeln und einem Piccolo

Alphakurse für Ehepaare und Brautleute sollen helfen, die Kommunikation auch über Themen anzukurbeln, denen man gern aus dem Weg geht - damit keine Geschosse aus Obst abgefeuert werden müssen.
Alpha-Ehekurs
Foto: privat/Alpha-Ehekurs | Gemeinsame Aktivitäten mit Sinn gehören bei den Präsenztreffen der Ehevorbereitungskurse dazu.

Es ist fast wie Weihnachten: Die Ehepaare erhalten eine Frei-Haus-Lieferung mit zwei Büchern, einer Kerze, Deko-Artikeln, Süßigkeiten, Servietten und einem Piccolo. Dies sind wichtige Details für den Ehe(vorbereitungs)-Kurs von Alpha, der vom Wallfahrtsort Maria Rosenberg in Waldfischbach-Burgalben im Online-Format angeboten wird. „Diese Kleinigkeiten sollen für eine schöne Atmosphäre sorgen und das Besondere des Abends stärken“, erklärt Christiane Kurz, die den Kurs gemeinsam mit ihrem Mann Wolfgang leitet.

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Um es vorwegzunehmen — die Inhalte ähneln anderen Ehekursen: Kommunikation, Umgang mit Konflikten, Vergebung, Einfluss der Herkunftsfamilie und die Notwendigkeit, sich von ihr zu lösen, Zärtlichkeit und Sexualität. Und doch sind es Themen, die Paare „selten oder noch nie besprochen haben“, weiß Christiane Kurz. Es sei aber wichtig, sich Unterschiede bewusst zu machen, sich klar zu werden darüber, „was man am Partner schätzt, wo er sich geliebt fühlt“. Das gelte sowohl für den Ehevorbereitungs- als auch für den Ehe-Kurs, die sich nur wenig unterscheiden.

Lebensnahe und alltagsrelevante Themen

Beim fünfteiligen Vorbereitungskurs werden auf Maria Rosenberg das Ehesakrament und die Liturgie der Hochzeit aufgegriffen, die der originale christliche, nicht katholische, Alpha-Ehevorbereitungskurs nicht vorsieht. Der siebenteilige Ehe-Kurs befasst sich zudem mit Themen wie Finanzen, Hausarbeit oder Kindererziehung.

Nach beiden Kursen bietet das Ehepaar Kurz Präsenztreffen an, die dem gegenseitigen Kennenlernen der Teilnehmer und der Vertiefung der Paargespräche dienen. Neben Impulsen werden Gebetszeiten und eine Andacht oder Messe sowie Gespräche mit den Kursleitern oder dem geistlichen Begleiter des Kurses, Pfarrer Volker Sehy, angeboten.

Warum gerade Alpha?

Warum sich das Ehepaar Kurz aus zahlreichen Ehekursen den von Alpha herausgegriffen hat und nun auf Maria Rosenberg anbietet, liegt laut Christiane Kurz an der besonderen, für Alpha typischen „Frische und Lebendigkeit“ der Videos. Außerdem sei Alpha konfessionsübergreifend und spreche dadurch auch Paare an, die wenig mit Kirche und Glauben zu tun hätten. „Es kommen Aspekte zur Sprache, die für alle gelten“, sagt sie.  Für manche sei Alpha überhaupt erst „ein Türöffner für den Glauben“, ergänzt Pfarrer Sehy.

In den Videos führen die Autoren der Kurse, Nicky und Sila Lee aus Großbritannien, in die Themen ein und teilen eigene Erfahrungen. Diesen Part übernehmen auf Maria Rosenberg Christiane und Wolfgang Kurz größtenteils selbst, „um authentische Beispiele geben zu können“, begründet Christiane Kurz. Fachleute und Paare verschiedenen Alters lassen die Kurz‘ in den Videos aber zu Wort kommen, denn bei den vielen dort angesprochenen Erfahrungen würde sich jeder der Kursteilnehmer „irgendwo wiederfinden“, so Kurz.

Kleine Gesten und gute Kommunikation halten die Ehe lebendig

Die Paare erzählen beispielsweise, wie sie lernen mussten, die Sprache der Liebe des andern zu sprechen. Ein anderes Paar erzählt, wie es gelernt hat, sich bewusst Zeit füreinander zu nehmen und nicht viele Worte zu machen, „um die Geduld des Partners nicht allzu sehr herauszufordern“. Andere lernten, zuzuhören statt Ratschläge zu erteilen.

Oft seien es Kleinigkeiten, die eine Ehe am Leben erhielten; liebevolle Gesten im Alltag oder ein offenes Ohr, resümieren die Lees. Sogar gute Sexualität beginne mit Freundlichkeit, herzlichen Gesten und Romantik im Alltag. Doch am Anfang stehe immer gute Kommunikation. Und genau das wird in den Alpha-Kursen reichlich geübt. Pro Thema gibt es einige Pausen im Video, in denen sich das Paar zu vorgegebenen Fragen austauscht, teilweise mithilfe des Kursbuches — in gemütlicher Privatsphäre beim Piccolo auf dem Sofa. Ein Timer auf dem Bildschirm zählt die Zeit herunter.

Alpha-Ehekurs
Foto: privat/Alpha-Ehekurs | Auch sich immer wieder unter den Segen Gottes zu stellen, gehört zu einer guten Ehe dazu.

Sich Zeit füreinander zu nehmen, ist die zentrale Botschaft des Kurses. Einander Zeit vorzuenthalten sei, als würde man eine Pflanze nicht gießen, erklärt Wolfgang Kurz. „Effektive Kommunikation verbindet auf emotionaler Ebene“ und schweiße das Paar auch in Konfliktsituationen zusammen, erklärt auch das Ehepaar Lee. Bei Konflikten gelte es, sich auf das Problem zu konzentrieren, wertschätzend zu sprechen statt sich gegenseitig anzugreifen.

Apropos Angriffe: Es gibt, so lernt man im Kurs, zwei Arten, mit Verletzungen oder Wut umzugehen: wie Igel oder wie Nashörner. Nashörner lassen das Gegenüber sofort fühlen, dass sie wütend sind und greifen an. Sila Lee ist so ein Typ. Sie erzählt, wie sie einmal vor Wut Äpfel nach ihrem Mann warf. „Dumm für ihn, dass wir gerade eine ganze Kiste Äpfel gekauft haben“, bemerkt sie trocken. Er habe sich hinters Sofa retten müssen. „Ich musste lernen, in Ruhe zu erklären, was mich wütend macht.“

Wie kommuniziert der Partner?

Ihr Mann dagegen reagiert wie Igel, die sich bei Gefahr zusammenrollen. Igel-Typen vergraben ihre Wut und lassen den Partner im Unklaren darüber, was los ist. Sie müssen lernen, Dinge offen anzusprechen und Gefühle zu äußern. Kommunikation mit einer offenen, zugewandten Körpersprache „und Freundlichkeit in der Stimme“, kombiniert mit eigenen Gedanken und Gefühlen schaffe „eine tiefe Verbundenheit“, weiß Nicky Lee heute. Absolute No-gos in der Kommunikation dagegen seien Abschweifungen, Verharmlosungen, Ratschläge oder Themawechsel.

Gute Kommunikation funktioniere allerdings nicht ohne Vergebung – um auf einen der wenigen explizit christlichen Aspekte des Kurses zu sprechen zu kommen. Die Lees zitieren aus der Bibel, wo Jesus zum Vergeben auffordert (vgl. Mt5, 2-3). Matthäus 18,15 lehre zudem, dass Angegriffene die Initiative ergreifen und ansprechen müssten, wenn sie sich verletzt fühlten. Es seien die kleinen, über die Zeit nicht angesprochenen Verletzungen, die eine Ehe zerstören könnten.

Die Bedeutung der Herkunftsfamilie

Eine weitere Gefahr für die Ehe sei das Nichtverlassen der Eltern. Dies werde oft unterschätzt, lehrt der Kurs. Besonders die „seelische und emotionale Unabhängigkeit“ seien enorm wichtig. Das Paar müsse eigene Wege finden, eigene Entscheidungen treffen und zusammenhalten – und nicht mit einem Fuß noch im Haus der eigenen Eltern stehen.

Die Lees erläutern: Sich geistig und emotional von den Eltern zu lösen sei unabdingbar. Oft müssten dafür auch Verletzungen heilen. Wenn man in der Herkunftsfamilie nicht genug Liebe und Sicherheit bekommen habe, könne Wut zurückbleiben, die sich gegen den Partner richte. Unerfüllte Bedürfnisse gehörten betrauert und das Versäumnis der Eltern vergeben — so oft, wie der Schmerz hochkomme. Vom Partner brauche es in solchen Phasen Verständnis und emotionale Unterstützung. Auch hier helfe gute Kommunikation.

Dass „die Paararbeit zählt“, betont Christine Kurz immer wieder. Und zwar in jeder Lebensphase. Wie wichtig es ist, sich für die Ehe mit den richtigen Tools auszurüsten, zeigt folgende Begebenheit: Kurz berichtet, wie ein Paar am Ehe-Kurs teilgenommen hat, das schon 58 Jahre verheiratet war. Verdutzt hatte sie gefragt, was sie ihnen noch sagen könne. Das Paar schmunzelte nur, lieferte nach dem Kurs dann die Antwort: „Hätten wir das alles mal früher gewusst! Wir haben über Dinge geredet, die haben wir noch nie besprochen.“


Der Text in Teil der Reihe „Ehe wir uns trauen“.
Der nächste Ehe-Kurs beginnt am 22. September 2024, ein Ehevorbereitungskurs startet am 2. Februar 2025. Weitere Infos unter maria-rosenberg.de/paare-ehevorbereitung

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Dorothea Schmidt Bibel Ehesakrament Pfarrer und Pastoren

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