Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Es droht Exkommunikation

Update: Neue Wendung im Fall Viganò

Der ehemalige apostolische Nuntius für die USA veröffentlichte die Vorwürfe des Glaubensdikasteriums und gab nun auch seine Weigerung bekannt, sich dem Verfahren zu stellen.
Erzbischof Carlo Vigano
Foto: Patrick Semansky (AP) | Erzbischof Carlo Maria Viganó wird vom Glaubensdikasterium wegen Schisma angeklagt. Er hat eigenen Äußerungen zu Folge nicht die Absicht, sich dem Verfahren zu stellen.

Das vatikanische Glaubensdikasterium hat gegen Erzbischof Carlo Maria Viganò wegen des Verdachts auf das kirchenrechtliche Verbrechen des Schismas ein Strafverfahren angestrengt. Das entsprechende Dekret hat Viganó selbst auf der Plattform X, ehemals Twitter, und seinem persönlichen Blog veröffentlicht.

Laut dem auf den 11. Juni datierten Dekret steht Viganó im Verdacht, „öffentliche Äußerungen, die in einer Ablehnung solcher Elemente münden, die notwendig sind, um in der Einheit mit der katholischen Kirche zu bleiben“, getätigt zu haben. Konkret geht es um die Ablehnung der Legitimität von Papst Franziskus, den Bruch der Gemeinschaft mit dem Papst sowie die Ablehnung des Zweiten Vatikanischen Konzils. Am 20. Juni solle Viganò in Rom erscheinen. Die Vorwürfe werden in einem sogenannten „außergerichtlichen Verfahren“ entschieden. Ein solches verkürztes Verfahren ist immer dann möglich, wenn die Beweislage bei der vorausgehenden Untersuchung ausreichend klar ist. 

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Viganò bezeichnet die Vorwürfe auf seinem Blog als „Ehre“. Es sei kein Zufall, dass die Vorwürfe die Legitimität des Papstes und die Zurückweisung des Zweiten Vatikanums betreffen, so der Erzbischof: „Das Konzil repräsentiert das ideologische, theologische, moralische Krebsgeschwür, dessen notwendige Metastase die Bergoglianische ,synodale Kirche‘ ist.“ In seinem Statement scheint Viganò die Vorwürfe des Glaubensdikasteriums zu bestätigen. Er wies die „inhärenten“ und „neomodernistischen Fehler“ des Zweiten Vatikanischen Konzilz und die „Skandale, Fehler und Häresien“ Papst Franziskus‘ zurück. „Kein Katholik, der diesen Begriff wert ist, kann mit dieser ,Bergoglianischen Kirche‘ in Gemeinschaft sein“, so Viganó. 

Laisierung ist möglich

Er kritisierte, dass sich die Kirche unter Franziskus an die Agenda des „Globalismus“ angepasst habe, zum Beispiel bei Themen wie der Klimakrise oder LGBTQ. „Die Kirche ist langsam aber sicher übernommen worden“, so Viganò. Franziskus habe die Aufgabe erhalten, sie in eine „philantropische Agentur“ zu verwandeln, eine „Kirche von Menschlichkeit, Inklusion, Umwelt“. Laut dem katholischen US-Nachrichtenportal „The Pillar“ drohen Viganò bei einer Verurteilung die sofortige Exkommunikation und weitere mögliche Restriktionen bezüglich seines Wohnsitzes, seiner kirchlichen Ämter oder seines priesterlichen Dienstes. Eine Laisierung sei nicht sofort üblich, aber dann möglich, wenn der Schuldige hartnäckig an seinem Vergehen festhalte oder „die Schwere des Skandals es verlangt“.

Erzbischof Carlo Maria Viganò war erstmals im Kontext des Missbrauchsskandals um Theodor McCarrick in das Zentrum medialer Aufmerksamkeit gerückt. Später zeigte er sich als wiederholter Kritiker von Papst Franziskus sowie einer Impfpflicht gegen COVID-19 und unterstützte den früheren US-Präsidenten Donald Trump. Nach der russischen Invasion in der Ukraine stellte er sich auf die Seite Russlands, indem er Moskau als „drittes Rom“ bezeichnete. Viganò hatte außerdem angekündigt, ein traditionalistisches Priesterseminar zu eröffnen.

Neue Wendung im Fall Viganò

In einem von dem Erzbischof am vergangenen Freitag auf „X“, vormals „Twitter“, und über den Online-Dienst „LifeSiteNews“ verbreiteten Text hat der angeklagte Carlo Maria Viganò angekündigt, dass er der Vorladung des vatikanischen Glaubensdikaseriums nicht folgen werde. „Ich möchte klarstellen“ schreibt Viganò, „dass ich gestern [20. Juni] nicht in den Vatikan gegangen bin und dass ich nicht die Absicht habe, am 28. Juni zum Heiligen Offizium zu gehen, und dass ich dem Dikasterium, dessen Autorität ich nicht anerkenne, keine Erklärung oder ein Dokument zu meiner Verteidigung vorgelegt habe, und dass ich auch weder die Autorität seines Präfekten anerkenne noch die Autorität desjenigen, der ihn ernannt hat.“

Damit stellt sich Erzbischof Viganò außerhalb jeder Gemeinschaft mit dem Papst und den Bischöfen. Das Glaubensdikasterium könnte jetzt die entsprechende Konsequenz ziehen und Viganò exkommunizieren, was der abtrünnige Bischof durch die Aufkündigung des Gehorsams gegenüber dem Papst bereits vorweggenommen hat.

Zur Begründung schriebt Viganò in dem Text weiter: „Ich habe nicht die Absicht, mich einem Schauprozess zu unterziehen, in dem diejenigen, die mich unparteiisch beurteilen sollen, um die katholische Orthodoxie zu verteidigen, gleichzeitig diejenigen sind, die ich der Häresie, des Verrats und des Machtmissbrauchs beschuldige. Und zu ihnen gehören eben die Jesuiten, die ersten Verfechter aller moralischen und lehrmäßigen Abweichungen der letzten sechzig Jahre, angefangen bei James Martin, S.J., dem LGBTQ+-Aktivisten, der ein regelmäßiger Besucher in Santa Marta ist.“ DT/gho/sdu

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