Wenn Frank Zander einlädt, dann füllt sich der „Foodtruck“ der Berliner Caritas, der kostenlose Mahlzeiten an Obdachlose ausgibt. Seit Jahren engagiert sich der bekannte Berliner Sänger für Menschen in Not – und arbeitet dabei mit dem kirchlichen Hilfswerk zusammen. Es ist ein Beispiel, wie sich die katholische Kirche in Ostdeutschland als kleine Minderheitenkirche in die Gesellschaft einbringen kann, indem sie mit anderen Akteuren der Zivilgesellschaft zusammenarbeitet. Welche guten und schlechten Erfahrungen die ostdeutschen Bistümer in der Zusammenarbeit untereinander und mit anderen Partnern gemacht haben – und welche Perspektiven eine verstärkte Zusammenarbeit bieten kann, darum ging es am Donnerstag bei einem Podium auf dem 103. Deutschen Katholikentag in Erfurt.
Wie diese Zusammenarbeit funktionieren kann, dafür hatte der Magdeburger Bischof Gerhard Feige ein aktuelles Beispiel: Im Januar veröffentlichten die katholischen Bischöfe aus Nord- und Ostdeutschland eine gemeinsame Erklärung, in der sie vor der Wahl rechtsextremer Parteien warnten. Das Papier erhielt bundesweite Aufmerksamkeit, schließlich veröffentlichte die gesamte Deutsche Bischofskonferenz einen Monat später eine eigene Erklärung, in der sie die AfD als für Christen nicht wählbar erklärte.
Finanzielle Fragen rücken Bistümer zusammen
Dass die Diözesen Dresden-Meißen, Erfurt, Görlitz und Magdeburg sowie das Erzbistum Berlin auch institutionell zusammenarbeiteten, sei vor allem eine finanzielle Frage, machte Feige deutlich. Als das Geld knapp geworden sei, habe man sich wieder stärker zusammengefunden. Laut dem katholischen MDR-Senderbeauftragten für die katholische Kirche, Guido Erbrich, zeigt sich das besonders an einem aktuellen Beispiel: So steht die Katholische Akademie des Bistums Magdeburg derzeit vor einschneidenden Sparmaßnahmen. Dabei soll die Einrichtung gerade den Dialog mit der Gesellschaft fördern und ein offenes Gesprächsforum sein. Hier, so Erbrich, sollte man einmal mitteldeutsch denken und mit der Akademiearbeit „nicht an der Saale Schluss machen“.
Insbesondere der Generalvikar des Erzbistums Berlin, Pater Manfred Kollig SSCC, sprach sich für eine intensivere Zusammenarbeit der katholischen Diözesen in Deutschland aus. Gerade in der Diaspora sei das Verständnis dafür größer, dass es auf jeden einzelnen Gläubigen ankomme. Statt einer Zusammenlegung von ostdeutschen Bistümern, die viel Personal langfristig binden würde, sollten Dienste zusammengelegt werden.
Ökumene als Überlebensmaßnahme
Dem stimmte auch Bischof Feige zu: Eine Zusammenlegung von Bistümern würde neue Verhandlungen zwischen dem Vatikan und dem deutschen Staat notwendig machen und sei daher nur schwer vorstellbar. Sein Mantra laute seit Jahren, dass Kirche eine schöpferische Minderheit im ökumenischen Geist und in Kooperation mit anderen Partnern in der Gesellschaft agieren müsse. So kooperiere etwa das katholische Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara in Halle (Saale) mit einem evangelischen Partner, um langfristig das Überleben zu sichern. Kooperationen gibt es mittlerweile auch in der Kirchenmusik, etwa in gemischt-konfessionellen Chören.
Wer für das kirchliche Leben vor Ort Verantwortung übernehmen wolle, wenn es ökumenisch und zivilgesellschaftlich gestaltet sei, sagte Bernadette Feind-Wahlicht vom Fachbereich Caritas im pastoralen Raum aus Berlin. Es könne nicht mehr darum gehen, „allein die Katholiken zu bespaßen“. Das funktioniere heute nicht mehr. „Ich würde gerne zu einem ‚Wir‘ kommen, das uns gemeinsam trägt und uns sprachfähig macht mit der Zivilgesellschaft.“ Die Kirche habe eine „tolle Botschaft“, die sie erhalten sollte.
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