Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Debatte um Ökumene-Papier

Koch kontert Eleganti

In einem offenen Brief weist Kardinal Kurt Koch den Vorwurf des emeritierten Weihbischofs von Chur, Marian Eleganti, zurück, mit dem aktuellen Vatikan-Papier werde das Petrusamt herabgestuft.
Ökumene-Minister des Vatikans, Kurienkardinal Kurt Koch
Foto: IMAGO/Heike Lyding (www.imago-images.de) | Kardinal Kurt Koch verteidigt das neue Vatikan-Dokument zu Papsttum und Ökumene.

Der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch hat in einem auf der Onlineplattform „Swiss-cath.ch“ veröffentlichten offenen Brief auf die Vorwürfe des emeritierten Weihbischofs von Chur, Marian Eleganti, in Bezug auf das neue Vatikan-Papier vom Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen reagiert, das unter Kochs Leitung entstanden ist. Elegantis Behauptungen seien „schlicht falsch“. Er verwehre sich, „schlimmer Häresien bezichtigt zu werden", wenn er „ein wichtiges Thema des Lehramtes der Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI." aufgreife und weiterführe. 

Lesen Sie auch:

Zwar wisse er Elegantis „Leidenschaft für die Klarheit und Reinheit des katholischen Glaubens zu schätzen“ und stimme auch „in vielem zu“, was dieser in seiner „Stellungnahme grundsätzlich geschrieben“ habe, aber „die Art und Weise“, mit der sein Amtsbruder das vatikanische Dokument missverstehe und verurteile, dürfe er „um der Gläubigen willen nicht stehen lassen“.

Keine lehrmäßige Äußerung, sondern ein Studientext

Eleganti hatte auf seiner Internetseite geschrieben, die Ausführungen im vatikanischen Dokument bedeuteten ein „Abrücken von der durch Christus gestifteten und ursprünglich gewollten Urform des Petrusamtes“. Es könne „nicht darum gehen, das Petrusamt so lange herabzustufen bis es für möglichst viele getrennte Christen akzeptabel wird“. 

Auch hatte er gefragt, ob sich das „Papsttum in der römisch-katholischen Kirche authentisch und unter der Führung des Hl. Geistes“ bis zur „Dogmatisierung durch das Vatikanum I“ entwickelt habe, oder ob man mit den anderen christlichen, kirchlichen Gemeinschaften und Denominationen diese Entwicklung „als eine Fehlentwicklung“ betrachte — und in Frage stellen wolle, was die beiden Vatikanischen Konzilien festgestellt hätten.

Koch erklärte, es handle sich bei dem neuen Dokument nicht um eine lehrmäßige Äußerung, „sondern um einen Studientext, der eine Synthese der Antworten bietet, die verschiedene christliche Kirchen auf die Enzyklika ,Ut unum sint‘ von Papst Johannes Paul II. gegeben haben, und der Ergebnisse der in den vergangenen Jahrzehnten geführten ökumenischen Dialoge über diese Thematik“. Auch Papst Benedikt habe sich mit Blick auf die Enzyklika seines Vorgängers zu dem Thema geäußert. Und er selbst habe dieses wichtige Thema beider Päpste aufgegriffen und weitergeführt. 

Ökumenische Gespräche früherer Päpste fortführen

Das neue vatikanische Dokument, um das es geht, trägt den Titel „Der Bischof von Rom" und schlägt eine „erneuerte Lesart“ der Texte über das Papstamt vor, die historisch zu einem Hindernis für die Einheit der Christen geworden seien. Auch gibt der Text Anregungen „für eine erneuerte Ausübung des von allen Christen anerkannten Dienstes des Bischofs von Rom für die Einheit“. 

Koch, der auch Ökumene-Verantwortlicher im Vatikan ist, erläuterte in seinem Brief:  Es gehe nicht darum, „die Papstdogmen des Ersten Vatikanischen Konzils zu verabschieden“, sondern die „im Dokument angeführten Aussagen aus den ökumenischen Dialogen“. Vielmehr wolle man dazu beitragen, „die von den Päpsten Johannes Paul II. und Benedikt XVI. gewünschten und geförderten ökumenischen Gespräche über die konkrete Ausübung des päpstlichen Primates weiterzuführen und zu vertiefen, im klaren Bewusstsein, dass über alle in dem Dokument gemachten Vorschläge nicht Theologen, sondern der Papst entscheiden wird“.

Einheit der Christen ist der Wille des Herrn

Elegantis „ungeheurliche Aussage“, dass im Dokument „im Blick auf das Papstamt das Menschliche vom Göttlichen getrennt“ und gefordert werde, „das Papsttum sei ,göttlichen und menschlichen Rechts‘…, um dadurch vor allem seine jurisdiktionelle Ausübung historisch-kritisch zu relativieren‘“,  habe im Dokument „überhaupt keinen Anhalt“, so Koch. 

Wäre das „Papsttum allein göttlich ohne jedes menschliche Element“, erläuterte er, hätte „der heilige Papst Johannes Paul II. niemals zwischen dem Wesen des päpstlichen Primates und der Form seiner konkreten Ausübung unterscheiden und die Christen anderer Kirchen einladen dürfen, mit ihm in einen Dialog über die Ausübung des päpstlichen Primates einzutreten, um eine Form zu finden, die auch von anderen Kirchen angenommen werden kann“. Doch er habe dies getan — in der festen Überzeugung, dass „die Wiederherstellung der Einheit der Christen der Wille des Herrn ist und dass er auch diesem Willen gehorsam sein muss“.

Lesen Sie auch:

Die Kirche suche mit dem Dokument ein neues Vokabular, bleibe aber „der ursprünglichen Intention treu“ und werde „in die Ekklesiologie der Communio integriert“, so Koch weiter. Der Heilige Geist habe „nicht beim Ersten Vatikanum Halt gemacht hat“, sondern habe „die Kirche auch auf dem Zweiten Vatikanum begleitet“ und tue es auch heute, betonte der Kardinal und konfrontierte Eleganti mit Widersprüchen: Der betone in seinem Text zum vatikanischen Dokument „— mit Recht – die bleibende Gültigkeit des Ersten Vatikanum“, andererseits aber kritisiere er „recht eigenwillig das Zweite Vatikanische Konzil“. 

Auch fordere Eleganti, so Koch weiter, „den Jurisdiktionsprimat des Papstes und den kirchlichen Gehorsam gegenüber den päpstlichen Lehrentscheidungen in absoluter Weise“ ein, habe jedoch zugleich in bisherigen Stellungnahmen die „Freiheit in Anspruch genommen“, um „nicht wenige jurisdiktionelle Entscheidungen des gegenwärtigen Papstes in Frage zu stellen oder gar abzulehnen“.

Koch bat Eleganti, das römische Dokument eingehend zu studieren und dabei auch die Enzyklika „Ut unum sint“ einzubeziehen, damit er erkenne, dass er mit dem Dokument „lehrmäßigen Wegweisungen dieser Päpste verpflichtet“ sei und sich „weiterhin bemühe, ihnen zu folgen“.  DT/dsc

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Meldung Bischöfe Jesus Christus Johannes Paul II. Kardinal Kurt Koch Kurt Koch Marian Eleganti

Weitere Artikel

Rom will im ökumenischen Dialog über die Ausübung des päpstlichen Primats weiterkommen und denkt an eine Neubewertung des Unfehlbarkeits-Dogmas.
13.06.2024, 11 Uhr
Guido Horst
Der Vatikan drängt auf eine Klärung der Stellung des Bischofs von Rom innerhalb der universalen Christenheit.
14.06.2024, 10 Uhr
Giulio Nova

Kirche

Wenn es keinen Synodalen Rat geben sollte, fehlt der Schlussstein und das deutsche Konstrukt wird in sich zusammenstürzen.
29.06.2024, 11 Uhr
Guido Horst
Feststimmung mit Tiefgang bei internationalem Flair: Warum es sich lohnt, zum „Forum Altötting“ der Gemeinschaft Emmanuel zu kommen.
29.06.2024, 16 Uhr
Dorothea Schmidt
Die Zeichen mehren sich, dass Papst Franziskus noch härter gegen die tridentinische Messe vorgehen könnte als bisher. Ein Überblick über die brodelnde Gerüchteküche.
28.06.2024, 15 Uhr
Meldung
Zum dritten Mal ist eine deutsche Delegation in Rom, um mit führenden Kurienkardinälen über deutsche Reformvorhaben zu diskutieren.
28.06.2024, 14 Uhr
Meldung