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Als die Gottesmutter in Wisconsin erschien

Die Eucharistische Prozession macht Halt in Champion, dem einzigen, vom Vatikan anerkannten Marienerscheinungsort der USA. Mehr als 2.000 Gläubige schließen sich dort der Prozession an.
Kirche „Our Lady of Good Help" in Champion im Bundesstaat Wisconsin
Foto: Jeffrey Phelps (imago stock&people) | Gläubige beten in der Kirche „Our Lady of Good Help" in Champion im Bundesstaat Wisconsin - dem einzigen, vom Vatikan anerkannten Marienerscheinungsort in den USA.

Die Aufregung, aber sicherlich auch die Nervosität, ist diese Woche groß in unserer Wallfahrtsgruppe. Mit Milwaukee und Chicago stehen uns zwei der größten Orte auf unserer Reise nach Indianapolis bevor. Mit Ausnahme von der Großstadt Minneapolis sind wir bislang größtenteils durch ländliche Gegenden gereist. Das wird sich in den nächsten Tagen drastisch ändern.

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Zuvor hatten wir jedoch noch einen großen Stopp - groß jedoch aus anderen Gründen. Der Ort, der unserer zweimonatigen Reise seinen Namen gegeben hat, war nämlich nun an der Reihe. Unsere Route heißt immerhin Marian Route, also “Marianische Route”, und diesen Namen erhielt sie von unserer Lieben Frau von Champion, die wir am Sonntag besuchen durften.

Hier hat sich die Gottesmutter wahrhaftig zu erkennen gegeben

Champion – nicht im Sinne von „We are the Champions”, sondern dem Dorf Champion im Bundesstaat Wisconsin – ist der einzige vom Vatikan anerkannte Marienerscheinungsort in den USA. Hier hat sich die Gottesmutter wahrhaftig zu erkennen gegeben. Hier, etwa eine halbe Stunde nordwestlich von Green Bay, ganz in der Nähe des Lake Michigan, hat sie ihre Fußstapfen hinterlassen und den Himmel etwas mehr auf die Erde gebracht. Wie passend also, mit der Eucharistie, dem himmlischen Brot, hierher zu reisen.

Es war eine 28-jährige Frau namens Adele Brice, die unsere Mutter angetroffen hat. Adele kam ursprünglich aus Belgien, wo sie 1831 geboren wurde. Sie verletzte sich in jungen Jahren und war ihr restliches Leben lang auf dem rechten Auge erblindet. In ihrer Kindheit entschieden sich ihre Eltern, in Hoffnung auf ein besseres Leben in die USA auszuwandern. Es verschlug die Familie nach Wisconsin, ein damals noch wilder Ort, der enorme Einwandererwellen aus Deutschland und Belgien erlebte.

Im Jahr 1859 sah Adele auf einem Waldspaziergang eine Frau in Weiß. Sie entsprach belgischen Charakteristiken: blond, in weißem Gewand und eine goldene Schärpe tragend. Und wunderschön, gar himmlisch war sie. Noch schwieg die Frau, doch einige Tage später, am 9. Oktober, sah Adele sie auf dem Weg zum Sonntagsgottesdienst erneut am selben Ort. Ihr Pfarrer empfahl ihr, die Frau zu fragen, wer sie denn sei und was sie wolle.

„Ich bin die Königin des Himmels"

Auf dem Weg zurück nach Hause bekam Adele gleich die Gelegenheit, ihre Frage zu stellen, als die Frau ihr ein drittes Mal erschien. Die Frau antwortete: „Ich bin die Königin des Himmels, die für die Bekehrung von Sündern bittet und ich will, dass du dasselbe tust.” Die Königin des Himmels gab Adele weitere Instruktionen: Sie solle beim Empfang der Kommunion explizit für die armen Sünder, die weit entfernt von Gott sind, bitten. Und sie solle „die Kinder in diesem wilden Land versammeln” und sie „lehren, was sie wissen sollten zur Erlösung,” zum Beispiel das Kreuzzeichen und die Bedeutung der Sakramente.

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Genau das tat Adele ihr restliches Leben lang, bis sie 1896 starb: Sie gab den Kindern im Umkreis von bis zu 80 Kilometern (lange bevor es Autos gab!) kostenlosen Religionsunterricht und lehrte sie die Bedeutung des Glaubens. Mit der Zeit kamen immer mehr zum Glauben an die Marienerscheinung – und so wurde schnell eine Kapelle erbaut. Die belgischen Siedler wurden 1871 schwer getestet, als sich einer der größten Brände der amerikanischen Geschichte ausbreitete. Das Große Peshtigo-Feuer zerstörte fast 5.000 Quadratkilometer, bis zu 2.400 Menschen starben. Doch die Katholiken der Region versammelten sich in der Kapelle von Champion und baten die Gottesmutter um Hilfe. Sie beteten die ganze Nacht, als das Feuer immer näher rückte und bis direkt vor die Kapelle reichte. Doch am nächsten Morgen waren alle heil: Während die gesamte Umgebung niedergebrannt war, stand allein die Kapelle unversehrt da. Alle Gläubigen hatten überlebt.

Adele vergaß nie, was die liebe Frau von Champion ihr 1859 ebenfalls mitteilte: „Geh und fürchte nichts, ich werde dir helfen.” Genau in den Tagen, als wir als Teil der Eucharistischen Wallfahrt die liebe Frau von Champion besuchten, entschied die US-Bischofskonferenz einstimmig, den Heiligsprechungsprozess von Adele offiziell zu eröffnen.

Geborgen inmitten der Heiligen Familie

In Champion angekommen, schlossen sich uns mehr als 2.000 Gläubige in der Prozession an, als wir zusammen den eucharistischen Jesus dorthin brachten, wo er sich wohl auf Erden am wohlsten fühlt: im Schoße seiner Mutter, dem ersten Tabernakel Christi. Über dem Wallfahrtsort lag ein ähnlicher, tiefer Friede wie an den großen europäischen Marienorten. Am Morgen dieses Tages hatten wir noch den Nationalen Schrein des Heiligen Josephs in Green Bay besucht und ihn darum gebeten, uns heute eine möglichst segensreiche Zeit mit seiner Ehefrau zu schenken. Und als wir dann in Champion waren, Jesus anbetend, mit Maria auf besondere Weise anwesend, fühlten wir uns auch geborgen inmitten der Heiligen Familie.

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