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Gänswein wird Nuntius im Baltikum

Wieder eine Aufgabe für den Sekretär von Benedikt XVI.: Die Zeit der gespannten Beziehungen zu Franziskus ist beendet.
Erzbischof Georg Gänswein wird Nuntius im Baltikum
Foto: IMAGO/Wolfgang Maria Weber (www.imago-images.de) | Gegenüber der „Tagespost“ sagte Gänswein, er sei dem Heiligen Vater dankbar und zuversichtlich, für die Kirche an dem neuen Wirkungsort arbeiten zu können.

Papst Franziskus hat Erzbischof Georg Gänswein heute zum Apostolischen Nuntius in den baltischen Staaten ernannt. Gegenüber der „Tagespost“ sagte Gänswein, er sei dem Heiligen Vater dankbar und zuversichtlich, für die Kirche an dem neuen Wirkungsort arbeiten zu können. Stimmen, dass Gänswein Nuntius in Litauen, Lettland und Estland werde, hatte es schon seit geraumer Zeit gegeben. Allerdings handelte es sich um drei Staaten, mit denen der Vatikan die entsprechenden Einverständnisse aushandeln musste, was die Prozedur in die Länge zog.

Für Gänswein endet bittere Zeit

Damit endet für Gänswein eine Zeit, die der Erzbischof persönlich als sehr bitter empfunden hat. Fast genau vor einem Jahr, am 15. Juni 2023, veröffentlichte das vatikanische Presseamt eine kurze Notiz, derzufolge der ehemalige Privatsekretär des emeritierten Papstes bereits am 28. Februar (!) seine Tätigkeit als Präfekt des Päpstlichen Hauses beendet und Franziskus angeordnet habe, dass Gänswein am 1. Juli – „für den Augenblick“ – in seine Heimatdiözese, also nach Freiburg zurückkehrt.

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Für den Betroffenen war das nicht der einzige Schlag. Nicht nur dass sich Gänswein mit Billigung des Papstes nach dem Auszug aus dem Vatikan-Kloster „Mater Ecclesiae“, wo er mit Benedikt und den Frauen der Gemeinschaft „Memores domini“ gelebt hatte, ein neues Appartement im Vatikan eingerichtet hatte. Bereits im April war auf Spanisch ein Interview-Band erschienen, in dem Franziskus heftige Kritik an Gänswein übte. 

Angebliche Konflikte zwischen Papst und Gänswein

In dem mit dem spanischen Vatikan-Korrespondenten Javier Martínez-Brocal veröffentlichten Buch mit dem Titel „El Sucesor“ (Der Nachfolger) ging es vor allem um das Verhältnis zwischen Benedikt und dem amtierenden Papst, aber auch um angebliche Konflikte zwischen dem Papst und Gänswein. So erklärt Franziskus etwa, dass dieser es ihm als Sekretär „manchmal schwer gemacht hat“. Der Papst sprach damit zwei Buchveröffentlichungen an. Zu dem nach dem Tod Benedikts erschienenen Erinnerungsbuch „Nichts als die Wahrheit. Mein Leben mit Benedikt XVI.“ von Gänswein und dem Journalisten Saverio Gaeta sagte Franziskus etwa: „Es hat mich verletzt, dass Benedikt benutzt wurde. Das Buch wurde am Tag der Beerdigung veröffentlicht, und das habe ich als einen Mangel an Edelmut und Menschlichkeit empfunden.“

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Die zweite Buchveröffentlichung, die Gänswein in Ungnade fallen ließ, nannte Franziskus in „El Sucesor“ auch: das nach der Amazonas-Synode von Kardinal Robert Sarah mit einem Beitrag von Benedikt XVI. veröffentlichte Zölibats-Buch. Danach hatte Franziskus dem deutschen Erzbischof die öffentlichen Auftritte als Präfekt des Päpstlichen Hauses untersagt.

Mit Papst Franziskus ausgesprochen

Zu diesen Vorwürfen schwieg Erzbischof Gänswein – in dem Wissen darum, dass er sich über beide Buchveröffentlichungen mit Papst Franziskus ausgesprochen hatte und die Missverständnisse ausgeräumt waren. Beim Zölibats-Buch von Kardinal Sarah hatte Gänswein dafür gesorgt, dass der emeritierte Papst zumindest in den nicht-französischen Ausgaben nicht als Co-Autor erscheint.

Und bei seinem eigenen Erinnerungsbuch hatte er den Zeitpunkt des Erscheinens seinem Mitautor Saverio Gaeta und dem italienischen Verlagshaus überlassen, während die Sorge um den immer schwächer werdenden „Papa emeritus“ seine ganze Aufmerksamkeit forderte. Mit Franziskus hatte sich Gänswein in beiden Fällen verständigen können – und empfand sowohl die Versetzung nach Freiburg als auch die heftige Kritik von Franziskus an ihm im Buch „El Sucesor“ als Folge von Missverständnissen, die eigentlich ausgeräumt waren.

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