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Woelki setzt Maßstäbe bei Synodalität

Der Kölner Kardinal reformiert – und bekommt Schelte. Wieso eigentlich? Ein Kommentar.
Woelkis Reform des Diözesanpastoralrats
Foto: IMAGO/Ying Tang (www.imago-images.de) | Kardinal Woelki praktiziert die Art von Synodalität, die sich Papst Franziskus wünscht.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat wieder einmal bewiesen, dass er in Sachen Reform die Nase vorn hat und Maßstäbe setzt. Beim Thema des sexuellen Missbrauchs hatte mit dem Erzbistum Köln eine erste deutsche Institution alle Beschuldigungen und nicht nur beispielhafte Fälle untersucht und bewertet — und Woelki sollte dafür von der Bühne abtreten. Heute strukturiert er zukunftsbewusst den Diözesanpastoralrat neu, um die ganze Vielfalt des Bistums so gut wie möglich abzubilden; und musste dafür wieder Kritik einstecken.

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Dabei setzt er ein Ziel des Synodalen Weges um: Er ändert Strukturen, lebt Demokratie, ermöglicht maximale Beteiligung und bewegt sich dabei auch noch im Rahmen des Kirchenrechts. Möglich, dass genau das ein Aspekt ist, der nicht gefällt, haben neulich doch Mitglieder des Synodalen Ausschusses geschnaubt, weil Kanonist Bernhard Anuth das Kirchenrecht richtig auslegte — und die Ausschussmitglieder damit in die Schranken weisen musste.

Zukunftsweisend und konsequent

Die Kirche steht vor der neuen Herausforderung, Menschen auf eine neue Weise und in einer neuen Form einzubeziehen, während sich zugleich klassische katholische Milieus auflösen. Und Woelki ist derjenige, der dem jetzt Rechnung trägt —zukunftsweisend und konsequent, wie er auch das Thema „Missbrauch“ aufgearbeitet hat. 

Gerade durch das von vielen kritisierte Losverfahren könnten auch jene engagierten Gläubigen zum Zug kommen, die bisher nicht die Gelegenheit dazu hatten und nicht gehört werden konnten, also gewissermaßen die am Rande Stehenden. Dazu gehören auch Gläubige mit Migrationshintergrund. Frauen und Männer werden im neu zusammengewürfelten Gremium übrigens paritätisch vertreten sein. Woelki schlägt also drei Fliegen mit einer Klappe: synodale Wünsche (1) im Rahmen des Kirchenrechts (2) erfüllen und gleich mehreren päpstlichen Weisungen folgen (3). Im Kern praktiziert er eine Richtung der Synodalität, die sich Papst Franziskus wünscht.

Nüchternheit statt Kleinkrieg mit Rom

Wo also liegt das Problem? Darin, dass ausgerechnet ein viel gescholtener Kardinal der katholischen Kirche vorangeht und zeigt, wie es geht? Oder darin, dass er dabei auch etwas im Blick hat, was der Synodale Weg stiefmütterlich behandelt hat: den Auftrag Jesu zu erfüllen und das Evangelium allen Menschen zu verkündigen? Darin, dass er Synodalität richtig umzusetzen sucht? Oder liegt es darin, dass er maximale Mitgestaltung und -beratung ermöglicht, ohne sich mit Rom zu verwerfen, während andere ständig in Rom vorstellig werden müssen?

Wie schon beim Missbrauch wartet Woelki nicht darauf, dass ihn die Massen feiern, er versucht, seinen Auftrag einfach treu und so gut wie möglich zu erfüllen. Er tut, was geht statt Wolkenkuckucksheime in die Luft zu blasen. Mit Nüchternheit geht doch manchmal einiges leichter - und schneller -, als mit aufgeblasenen Gefühlen und Kleinkriegen mit Rom. 

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