Nachdem die deutschen Bischöfe Viola Kohlberger vor zwei Monaten als Bundeskuratin der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) abgelehnt haben, denkt diese über einen Kirchenaustritt nach. „Kirche bleibt immer meine Heimat. Aber ich weiß nicht, ob die Institution meine Heimat bleibt“, erklärte die 32-jährige Theologin am Mittwoch im Interview mit dem Münsteraner Portal „Kirche und Leben“. Sie denke nun über eine Auswanderung nach.
Die Frage nach dem Kirchenaustritt beschäftige sie nicht erst seit der Ablehnung ihrer Kandidatur. Wie sie im Interview erklärte, sei ihr auf dem Synodalen Weg klar geworden, „dass jedes Mitglied diese Struktur weiterhin stützt und damit die Macht der Bischöfe“.
Berufliche Ungewissheit
Als Bundeskuratin der DPSG habe sie „bewusst und für Kirche arbeiten und einen sicheren Ort der Kirche innerhalb des Verbandes schaffen“ wollen um „mit 85.000 Mitgliedern im Rücken kirchenpolitisch etwas bewegen zu können“. Erneut kandidieren wolle sie nicht. Auch ein pastoraler Dienst in Deutschland scheide für sie aus. Dagegen liebäugelt die junge Theologin mit der Schweiz. Dort seien die „Strukturen, je nach Bistum, freier als in Deutschland“, begründet sie. Es gebe dort „mehr Mitspracherecht, mehr Synodalität“.
Wie es für sie konkret weitergeht, ist noch unklar. „Aktuell wiege ich mich noch etwas in beruflicher Ungewissheit“, so Kohlberger. Bis zum Herbst bleibt die Theologin noch Vorsitzende der DPSG im Bistum Augsburg und will nach eigenem Bekunden erstmal ihre „Promotion in Kirchengeschichte zu Ende bringen“.
Als Kurat wird bei der DPSG die geistliche Begleitung bezeichnet. Aufgabe eines Kurators oder einer Kuratorin ist es, Leitungskräfte des Verbandes in Glaubensfragen zu beraten und zu sensibilisieren. Für die Kandidatur muss der Bewerber die absolute Mehrheit der 27 Ortsbischöfe im Ständigen Rat der Bischofskonferenz hinter sich haben. DT/dsc
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