Ein Jahrzehnt des Kriegs hat Syrien ins Elend gestürzt: Nach Schätzungen der UN werden 2024 mehr als 12,9 Millionen Menschen in Syrien Hunger leiden, zwei Millionen Kinder haben keinen Zugang zu Bildung. Peter Fuchs, katholischer Pfarrer in München und Geschäftsführer des Hilfswerks „Christian Solidarity International“ (CSI), schreibt in der aktuellen „Tagespost“: „Wer heute mit den Menschen in Syrien spricht, bemerkt schnell, dass nur noch sehr wenige Hoffnung auf eine gute Zukunft haben. Es scheint, als würden alle nur auf die nächste Gelegenheit warten, das Land zu verlassen: Junge und Alte, Christen und Muslime, Analphabeten und Akademiker.“
Bereits jetzt kehren jeden Tag 500 Syrer ihrer Heimat den Rücken. Der anhaltende Braindrain bedrohe die syrische Gesellschaft in ihrer Existenz, meint Fuchs, der erst jüngst in Syrien unterwegs war. „Jeder syrische Arzt, Ingenieur, Lehrer und Bauarbeiter, der seine Heimat verlässt, fehlt dort.“ Schuld daran seien neben dem Krieg vor allem die drakonischen Sanktionen von USA und EU, die einen wirtschaftlichen Wiederaufbau des Landes verunmöglichten. „Der Aufbau Syriens ist vom Westen politisch nicht gewollt“, bilanziert der Geschäftsführer von CSI-Deutschland.
Untergang der syrischen Christenheit
Besonders stark sei die christliche Minderheit von der Migrations-Dynamik betroffen. Doch ein drohender Untergang der syrischen Christenheit sei auch „eine Katastrophe für die syrische Gesellschaft, denn Christen tragen schon immer zum kulturellen und wirtschaftlichen Reichtum Syriens bei“. Pfarrer Fuchs meint: „Ein Ende der christlichen Präsenz hätte auch Auswirkungen auf den gesamten Nahen Osten und auf Europa. Wie kann das Evangelium in die arabische Welt ausstrahlen, wenn die einheimischen Christen abgewandert sind, wenn die Muslime des Orients den Kontakt zu ihren christlichen Mitbürgern verlieren?“ Es sei darum im Interesse des Christentums und des Dialogs zwischen den Religionen, dass die Christenheit in ihrer Wiege dauerhaft überlebt. DT/sba
Lesen Sie die Syrien-Reportage von Pfarrer Peter Fuchs am Donnerstag in Ihrer „Tagespost“.