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Pornhub stellt Betrieb in mehreren US-Staaten ein

In mehreren US-Staaten müssen Pornografie-Seiten das Alter ihrer Nutzer ab Juli bald strikt kontrollieren. Anbieter Pornhub stellt den Betrieb dort ganz ein.
In einigen US-Staaten nicht mehr zugänglich: Pornhub. Grund dafür sind immer striktere Regeln bei der Altersverifizierung.
Foto: IMAGO/Jaap Arriens (www.imago-images.de) | In mehreren US-Staaten müssen Pornografie-Seiten das Alter ihrer Nutzer ab Juli bald strikt kontrollieren. Anbieter Pornhub stellt den Betrieb dort ganz ein.

Bereits letzte Woche machte Pornhub in Texas die digitalen Läden dicht: Der Pornografie-Streamingdienst hat dort seinen Betrieb eingestellt. In den nächsten Wochen kommen noch fünf Staaten dazu: Kentucky, Idaho, Indiana, Nebraska und Kansas. Damit ist der Dienst zukünftig in 12 Bundesstaaten gesperrt - denn auch Nutzer in Utah, Virginia, North Carolina, Montana, Mississippi und Arkansas können den Dienst im Moment nicht nutzen. Grund dafür ist der Versuch dieser und anderer US-Staaten, harte Altersgrenzen auf Webseiten mit nicht-jugendfreien Inhalten rechtlich zu implementieren. Die Webseiten haften damit für eine verlässliche Verifizierung.

Eine verbindliche und einheitliche Methode dafür geben die Gesetze nicht vor: Zur Debatte und teilweise schon in der Umsetzung sind Verifizierungen mittels staatlich anerkannter Identifizierungsdokumente oder biometrischer Datenverarbeitung. Auch die rechtlichen Mittel dafür unterscheiden sich: Während die meisten Staaten auf die abschreckende Wirkung privater Gerichtsprozesse bauen, sind in Texas auch die Strafverfolgung durch den Staat und hohe Geldstrafen möglich. Insgesamt haben 19 Staaten Altersverifizierungsgesetze umgesetzt, 14 erwägen es noch.  

Zuspruch bei beiden Parteien

„Es funktioniert“, so Michael Toscano, Direktor des „Institute for Family Studies“ (IFS) in den USA in Bezug auf die Altersverifizierungsgesetze in einem Statement auf der Seite des IFS. Er verwies auf eine Erklärung von Pornhub vom Mai letzten Jahres, als Louisiana als erster Staat Altersgrenzen auf Pornografie-Seiten verpflichtend gemacht hatte. Ein Sprecher von Pornhub hatte damals angegeben, dass die Nutzung der Seite in Louisiana nach Einführung der Grenze um 80 Prozent gesunken sei.

Bei den Parteien stoßen die Altersverifizierungsgesetze gleichermaßen auf Zuspruch, so die US-Zeitschrift "National Catholic Register" – denn die Gesetze seien beliebt und erfolgreich. Auch klassisch demokratisch geprägte Staaten wie Kalifornien erwägten im Moment die Umsetzung harter Altersgrenzen. 

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Aylo, der Mutterkonzern von Pornhub, begründet das Einstellen seiner Aktivitäten in vereinzelten Staaten damit, dass eine Altersverifizierung in den Händen der Anbieter die Privatsphäre von Konsumenten verletze, die dann „wiederholt ihren Ausweis präsentieren oder sich biometrischer Verarbeitung aussetzen“ müssten. Stattdessen tritt Aylo für eine „gerätebasierte Altersgrenze“ ein, bei der die drei großen Betriebssysteme Windows, iOS und Android ihre Geräte so einstellen, dass der Nutzer sein Alter einmal am Gerät verifizieren muss, bevor er Webseiten mit nicht-jugendfreien Inhalten abrufen kann. Der Konzern verweist auf den Staat Louisiana, wo er mit einer staatlichen Verifizierungsmethode, dem LA Wallet, zusammenarbeitet. Durch die Blockade einzelner Staaten halte man die neuen Gesetzen ein. Nur in Texas, wo das Gesetz gegen die Verfassung verstoße, sei man rechtlich dagegen vorgegangen.

Pornhub erfolgreicher als Netflix oder Amazon

Das Bewusstsein über die schädliche Wirkung von Pornografie auf Minderjährige und der einfache Zugang über das Smartphone ist in den letzten Jahren stetig angewachsen. Schon 2020 enthüllte Kolumnist Nicholas Kristof in der „New York Times“, dass viele Inhalte auf Vergewaltigung, Kindesmissbrauch, Rachepornografie, rassistischem oder misogynem Verhalten basieren. Mit über 3,5 Milliarden Zugriffen pro Monat, so Kristof, stellt die Seite sogar Netflix, Yahoo oder Amazon in den Schatten. Zudem verdient Pornhub Geld an fast drei Milliarden Werbe-Impressionen pro Tag.

In ihrem „Spiegel“-Bestseller „Wir verlieren unsere Kinder“ dokumentierte Schulleiterin Silke Müller 2023, wie schnell und unerwartet Minderjährige mit pornografischen Inhalten konfrontiert werden. Die Beweislage ist nicht nur anekdotisch: Laut dem IFS zeigen Studien, dass Kinder im Durchschnitt mit 13 Jahren Pornografie auf ihren Geräten begegnen. Der Register weist darauf hin, dass der „American Academy of Pediatrics“ frühen Pornografie-Konsum mit schlechterer psychischer Gesundheit, niedrigem Selbstbewusstsein und einer verzerrten Darstellung des anderen Geschlechtes verknüpft. DT/sdu

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