Am 15. Juni wurde im Heiligtum der Göttlichen Barmherzigkeit in Krakau-Łagiewniki der Priester Michał Rapacz seliggesprochen, der während der sowjetischen Besatzung Polens ermordet wurde. Papst Franziskus würdigte ihn im Rahmen des Angelusgebets auf dem Petersplatz in Rom als „Priester und Märtyrer, Seelsorger nach dem Herzen Christi, treuer und großherziger Zeuge des Evangeliums, der sowohl die Verfolgung durch die Nationalsozialisten als auch durch die Sowjets erlebte und mit der Hingabe seines Lebens antwortete“. Wir stellen den neuen Seligen, dessen Gedenktag der 12. Mai ist, aufgrund der kürzlich erfolgten Seligsprechung in dieser Ausgabe vor.
Michał Rapacz wurde am 14. September 1904 – dem Fest der Kreuzerhöhung – in dem südpolnischen Dorf Tenczyn in einer Bauernfamilie geboren. Als Kind besuchte er mit seinem Vater das Heiligtum von Myslenice, wo dieser ihm vor dem betenden Christus im Garten Getsemani ans Herz legte, sich immer an dessen Worte zu erinnern: „Dein Wille geschehe.“ Er werde es im Leben brauchen.
Rapacz forderte Eltern auf, ihre Kinder im Glauben zu unterweisen
1926 trat Michał Rapacz in das Priesterseminar von Krakau ein, wo er am 1. Februar 1931 zum Priester geweiht wurde. Es folgten sechs Jahre in den Pfarreien Płoki und Rajcza, bis er am 1. November 1937 endgültig die Pfarrstelle in Płoki übernahm, wo er die Jahre der deutschen Besatzung und des Zweiten Weltkriegs erlebte. Er übte das Pfarramt unter schwierigen Bedingungen aus, da nicht nur der Katechismusunterricht, sondern auch Eheschließungen zwischen Deutschen und Polen sowie die katholische Verbandsarbeit untersagt waren.
In seinen Predigten hob er immer wieder hervor, dass Gott den Vorrang im Leben der Kirche und der Gesellschaft haben müsse, und forderte die Eltern auf, ihre Kinder im Glauben zu unterweisen: „Jedes Kind kann gut oder schlecht aufwachsen, jedes Kind kann ein Heiliger oder leider auch ein Verbrecher werden. Es hängt zum großen Teil von seiner Erziehung ab.“
Er organisierte jährlich den „Oktober der Barmherzigkeit“, in dem er Kinder und Jugendliche anhielt, sich verstärkt um Arme und Kranke zu kümmern, Kleidersammlungen zu veranstalten und Bedürftige zu unterstützen. Jeden Abend betete Michał Rapacz, kreuzförmig vor dem Allerheiligsten ausgestreckt, für die Familien seiner Gemeinde ebenso wie für die Nichtgläubigen und Menschen anderer Konfessionen und schloss daran oft noch einen Kreuzweg an.
Verkündigung mit Kommunisten im Rücken
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Polen als Volksrepublik dem Warschauer Pakt angeschlossen und kam unter sowjetische Herrschaft. Die religiöse Unterweisung der Kinder blieb verboten, aber Michał Rapacz umging das Verbot, indem er den Kinderkatechismus unmittelbar an die Feier der Heiligen Messe anschloss. Er forderte in diesen schwierigen Zeiten von den Gläubigen ein klares Bekenntnis, verweigerte nichtpraktizierenden Katholiken die christliche Eheschließung und die Taufe ihrer Kinder und schloss sie auch als Taufpaten aus.
Schon bald geriet der engagierte Pfarrer von Płoki in das Visier der Kommunisten, die den Einfluss der Kirche in der Gesellschaft eliminieren wollten. Freunde warnten ihn, dass es Pläne gäbe, ihn ermorden zu lassen, und rieten ihm, das Dorf zu verlassen, was er jedoch strikt ablehnte. In einer seiner letzten Predigten sagte er: „Auch wenn ich sterben sollte, werde ich nicht aufhören, das Evangelium zu verkündigen, und werde nicht auf mein Kreuz verzichten.“
Dem göttlichen Willen ergeben
Am 11. Mai 1946 kam die Stunde seines Martyriums. Kurz vor Mitternacht klopfte es an die Tür des Pfarrhauses. Als Michał Rapacz öffnete, stand er zwanzig bewaffneten Männern gegenüber, die ihn zwangen, ins Freie zu treten. Er tat es mit den Worten: „Herr, dein Wille geschehe.“ Daraufhin wurde er ergriffen, gefesselt, geschlagen und mit einem Genickschuss ermordet.
Am folgenden Morgen gegen 7.30 Uhr fand ein Schäfer, der mit seiner Herde vorbeizog, den Leichnam des Priesters hinter der Kirche. Er wurde zunächst in seinem Familiengrab in Lubn beigesetzt. Anlässlich der Eröffnung seines Seligsprechungsprozess im Jahr 1980 wurden die Reliquien von Michał Rapacz in die Pfarrkirche von Płoki überführt, wo sie bis heute ruhen.
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