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Der selige Klymentyj Septyckyj

Der ukrainische Archimandrit des Studitenordens Klymentyj Septyckyj rettete zahlreichen Juden das Leben. Er wurde beim Abendgebet im Kloster von den Sowjets verhaftet.
Klymentiy Sheptytsky
Foto: Gemeinfrei | Der ukrainische Archimandrit des Studitenordens Klymentyj Septyckyj hatte zur Zeit der nationalsozialistischen Besatzung zahlreichen Juden das Leben gerettet.

Im Zentralgefängnis der östlich von Moskau gelegenen Stadt Wladimir waren nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zahlreiche Kriegsgefangene inhaftiert, darunter hohe Offiziere der Wehrmacht wie Friedrich Paulus, der Oberbefehlshaber der Schlacht bei Stalingrad, der letzte Oberbefehlshaber des Heeres, Ferdinand Schörner, und der Kommandant der Schlacht um Berlin, Helmuth Weidling.

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Einer ihrer Mitgefangenen war der ukrainische Archimandrit des Studitenordens Klymentyj Septyckyj, der zur Zeit der nationalsozialistischen Besatzung zahlreichen Juden das Leben gerettet hatte und posthum den Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“ erhielt.  Er starb in sowjetischer Gefangenschaft und wurde am 27. Juni 2001 von Johannes Paul II. seliggesprochen.

Erst spät Ordensmann geworden

Kasymyr-Marija Septyckyj, so sein bürgerlicher Name, trat erst spät in das Ordensleben ein. Als Sohn einer polnisch-ruthenischen Adelsfamilie am 17. November 1869 in Prylbytschi bei Lemberg, dem heutigen Lwiw, geboren, das damals zu Österreich-Ungarn gehörte, verbrachte er seine Kindheit auf dem Familienanwesen und wurde von einem Hauslehrer unterrichtet. Anschließend absolvierte er ein Studium der Rechtswissenschaft in Krakau, München und Paris, das er 1892 mit der Promotion an der Jagiellonen-Universität abschloss. Er wandte sich der Politik zu, wurde im Jahr 1900 als Abgeordneter in das österreichische Parlament gewählt und war ab 1901 Mitglied des Nationalrats in Wien. 1907 schied er aus der Politik aus, um die Verwaltung des Familienguts zu übernehmen. Sein älterer Bruder Andrej war schon in jungen Jahren in ein Basilianerkloster eingetreten und mittlerweile Metropolit und Erzbischof der griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine.

1912, mit 43 Jahren, trat Kasymyr-Marija in das Noviziat des Benediktinerklosters Beuron ein, das er allerdings wieder verließ, um sich wie sein Bruder dem griechisch-katholischen Ritus anzuschließen. Er ging in das byzantinische Studitenkloster von Kamenica in Bosnien, wo er die Ordensgelübde ablegte und den Namen Klymentyj annahm, und wurde am 28. August 1915 zum Priester geweiht. 1919, nach Beendigung seines Theologiestudiums, wurde er in das Studitenkloster in Uniw gesandt und 1926 zum Hegumen ernannt.

Sorge um die verbliebenen Priester

1939 wurde das Gebiet von der Roten Armee besetzt. Der Metropolit Andrej Septyckyj teilte die Sowjetunion in vier Exarchate auf und ernannte seinen Bruder Klymentyj zum Exarchen von Russland.

Unter der deutschen Besatzung von 1941 bis 1944 wurden in den Studitenklöstern zahlreiche Juden versteckt, wobei das Hauptkloster in Uniw mit seiner großen, für die Behörden unübersichtlichen Gemeinschaft eine zentrale Rolle spielte. Anderen Juden halfen die beiden Brüder bei der Flucht aus dem von den Deutschen besetzten Gebiet.

1944 wurde Klymentyj Septyckyj zum Archimandriten des Studitenordens ernannt und blieb 1945, nachdem die Sowjets wieder die Herrschaft übernommen und fast alle hohen Kirchenvertreter verhaftet hatten, praktisch allein für die griechisch-katholische Kirche in der Ukraine verantwortlich. Er kümmerte sich unermüdlich um die verbliebenen Priester und Mönche und versuchte, sie im Glauben und im Durchhalten zu stärken.

Im Kloster verhaftet

Am 5. Juni 1947 traf die Verfolgungswelle auch ihn: Er wurde beim Abendgebet festgenommen und ins Gefängnis von Kiew gebracht, wo er zu acht Jahren Haft verurteilt wurde. Ins Gefängnis von Wladimir überführt, legte man ihm nahe, zur Orthodoxie überzutreten, um im Gegenzug freigelassen zu werden, was Septyckyj jedoch strikt ablehnte. Er blieb im Gefängnis von Wladimir, obwohl die Gesundheit des mittlerweile 80-Jährigen durch die Haftbedingungen schwer beeinträchtigt wurde. Seine Sehkraft ließ nach, so dass er nicht mehr lesen konnte, und aufgrund der Feuchtigkeit litt er unter starken Schmerzen in den Beinen. Seine Leiden ließ er sich nicht anmerken, sondern ertrug alles mit freundlichem Gesicht und einem sanften Wesen. Er starb am 1. Mai 1951 in Gefangenschaft. Zusammen mit seinem Bruder Andrej – auch für ihn läuft ein Seligsprechungsverfahren – wurde ihm 2011 ein Denkmal in ihrem Heimatort Prylbytschi gewidmet.

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Claudia Kock Archimandriten Erzbischöfe Johannes Paul II. Juden Kriegsgefangene Mönche Österreichisches Parlament

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