Der ehemalige evangelische Pfarrer Thomas Kiesebrink plädiert für einen Kurswechsel der Kirche. „Neue Aufbrüche zu Christus und seiner Kirche werden zukünftig nur dann gelingen, wenn das katholische Proprium wieder positiv plausibilisiert wird“, so der Priesteramtskandidat in der kommenden und finalen Ausgabe der „Welt & Kirche“-Beilage der "Tagespost" zum Synodalen Weg. „Statt in immer neuen Gremien innerkirchliche Streitigkeiten zu zementieren und mit sich selbst beschäftigt zu sein, sollte die Kirche mehr Energien auf das theologische Kerngeschäft verwenden“, so Kiesebrink.
Kritisch sieht er dabei den Synodalen Weg: Statt den Glauben zu erneuern, habe dieser die Kirche zunehmend polarisiert. „In der öffentlichen Wahrnehmung erschien der deutsche Synodale Weg als eine Art ,Gegenlehramt‘, das sich vom sakramentalen Prinzip der Kirche verabschieden möchte“, so Kiesebrink.
Auch wenn die Intention des Synodalen Wegs, Missbrauch zu verhindern, gut gewesen sei, sei es nicht gerechtfertigt gewesen, die katholische Kirche auf eine „Täterorganisation“ zu reduzieren. Die Ergebnisse der Missbrauchsstudie der evangelischen Kirche in Deutschland legten nahe, dass es wenig zielführend sei, mit „vermeintlich protestantischen Heilmitteln“ zu Kirche zu gesunden, so der ehemalige evangelische Pfarrer.
Christliche Initiativen mit Strahlkraft
Die Anstrengungen zur Missbrauchsprävention, die Erarbeitung von Schutzstandards und Opferschutz seien unbedingt notwendig. Doch würde die Missbrauchskrise nicht dadurch aufgearbeitet, „dass man dem innerkirchlichen Durchsetzungsdruck gut organisierter Interessengruppen nachgeht“. Stattdessen hebt Kiesebrink die Strahlkraft christlicher Initiativen hervor, wie zum Beispiel den Adoratio-Kongress 2023 oder die MEHR 2024: „Hier zeigt sich die katholische Kirche von einer kraftvollen und inspirierenden Seite und verhilft zu einer wirklichen Erneuerung des Glaubens.“ DT/sdu
Lesen Sie den ganzen Artikel in der kommenden und finalen Ausgabe von „Welt & Kirche“, der Beilage zum Synodalen Weg.