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Papst und Bischöfe tief besorgt über Verfolgung der Kirche in Nicaragua

Kritiker des Regimes von Daniel Ortega und Rosario Murillo befürchten, dass die Regierung die Kirche „verschwinden“ lassen will.
Papst Franziskus solidarisch mit Kirche in Nicaragua
Foto: IMAGO/Evandro Inetti (www.imago-images.de) | Bereits nach dem Neujahrs-Gottesdienst auf dem Petersplatz hatte der Papst vom Fenster des Apostolischen Palastes aus den Betroffenen und ihren Angehörigen sowie der Kirche in Nicaragua seine Nähe versichert.

Papst Franziskus hat sich solidarisch mit der katholischen Kirche in Nicaragua gezeigt. „Lasst uns gemeinsam für Nicaragua beten, wo Bischöfe und Priester ihrer Freiheit beraubt wurden. Ihnen und der gesamten Kirche des Landes bringe ich meine Verbundenheit im Gebet zum Ausdruck, während ich hoffe, dass wir immer den Weg des Dialogs suchen werden, um die Schwierigkeiten zu überwinden“, schrieb Franziskus am Montag auf dem Sozialen Netzwerk „X“. Bereits nach dem Neujahrs-Gottesdienst auf dem Petersplatz hatte der Papst vom Fenster des Apostolischen Palastes aus den Betroffenen und ihren Angehörigen sowie der Kirche in Nicaragua seine Nähe versichert.

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Ähnlich äußerte sich Kardinal Leopoldo Brenes, Erzbischof der nicaraguanischen Hauptstadt Managua. „Es ist an der Zeit, gemeinsam im Gebet den Trost Gottes zu suchen und in der kirchlichen Einheit unsere Kraft zu finden“, sagte der Kardinal in der Kathedrale von Managua. „Ich wollte eine kleine Botschaft für die ganze Familie vorbereiten, eine Botschaft der Ermutigung, der Hoffnung und vor allem eine Botschaft, in der wir uns stark im Gebet vereinen“, so Brenes. „Den Familien und Gemeinschaften, die in dieser Zeit die Abwesenheit ihrer Priester spüren oder andere Arten von Trauer erleben, möchte ich meine Verbundenheit mit ihnen ausdrücken“, fügte er hinzu.

Der Kardinal schloss mit den Worten: „Bitten wir den guten Gott um die Gnade unserer Weisheit, damit unsere Worte und Taten von dieser alles überragenden Geduld zeugen und das Licht Jesu uns allen hilft, Wege der Harmonie und Brüderlichkeit zu finden.“

Grausame Jagd auf Priester entfesselt

Der im Exil in den USA lebende Weihbischof von Managua Silvio Baez Ortega OCD sagte dem Portal „100% Noticias“: „Die sandinistische Diktatur hat in dieser Woche eine grausame Jagd auf Priester entfesselt und mehrere von ihnen inhaftiert, zusätzlich zu zwei Bischöfen, die bereits im Gefängnis waren“. Er bat die Weltgemeinschaft darum, die Kirche in Nicaragua nicht allein zu lassen und sich solidarisch zu zeigen. „Wir bitten die internationale Gemeinschaft, wirksamen Druck auf das nicaraguanische Regime auszuüben“, fügte der Bischof hinzu.

Die Zahl der katholischen Priester, die seit dem 20. Dezember in Nicaragua verhaftet wurden, ist auf 14 gestiegen, nachdem Gustavo Sandino, Gemeindepfarrer von Santa María de Pantasma im nördlichen Departement Jinotega, am letzten Tag des Jahres 2023 festgenommen wurde. Dies teilten nicaraguanische Geistliche und humanitäre Aktivisten im Exil am Montag mit.

Die Verhaftungswelle erfolgte nach einer jüngsten Verbalattacke von Vizepräsidentin Rosario Murillo, der Ehefrau von Machthaber Daniel Ortega. In den von der Familie Ortega kontrollierten staatlichen Medien sagte Murillo, Kirchenvertreter seien „Teufel, die Hass in der nicaraguanischen Gesellschaft säen“. Die große Razzia begann am 20. Dezember mit der Entführung des Bischofs Isidoro Mora Ortega von Siuna, der beim Gottesdienst am 24. Dezember gesagt hatte: „Wir sind immer vereint im Gebet für diese wunderbare Diözese Matagalpa und im Gebet für Bischof Rolando.“ Er wurde zusammen mit den Seminaristen Alester Sáenz und Tony Palacios an einen unbekannten Ort gebracht.

Katholischer Kirche droht vollständige Demontage

Das gesamtamerikanische Portal „Infobae“ zitiert die ehemalige sandinistische Guerrillakämpferin Dora María Téllez, die der ersten sandinistischen Regierung (1979-1990) angehörte, inzwischen aber der nicaraguanischen Staatsangehörigkeit beraubt wurde und im Exil lebt: „Die Strategie der Ortega-Murillo-Diktatur besteht darin, die katholische Kirche vollständig zu demontieren“ und „die Pfarreien ohne Priester zu lassen“. Für Ortega und seine Frau, die Vizepräsidentin Rosario Murillo, stelle die traditionelle Prozession Jesu mit dem Allerheiligsten, die am ersten Januar stattfindet und an der normalerweise Tausende von Katholiken teilnehmen, „eine Bedrohung“ dar.

Die spanischsprachige Sektion der staatlichen Nachrichtenagentur aus den Vereinigten Staaten „Voz de América“ („Stimme aus Amerika“) schreibt: „Mit der Verhaftung von mindestens 15 Priestern und Seminaristen in Nicaragua in den letzten Tagen und der Verurteilung von Bischof Rolando Álvarez zu 26 Jahren Gefängnis geht ein Jahr zu Ende, das von Berichten über Verfolgung und Vertreibung von Geistlichen geprägt war. Analysten und Gegner behaupten, dass die Regierung von Präsident Daniel Ortega die Kirche ‚verschwinden‘ lassen will.“

"Wir werden bespitzelt, aufgezeichnet, verfolgt"

Deshalb fordert Weihbischof Silvio Baez Ortega auf dem Portal „100% Noticias“ aus Nicaragua die Priester des mittelamerikanischen Landes auf, „vorsichtig zu sein. Denn wir werden bespitzelt, aufgezeichnet, verfolgt, in den Vierteln gibt es Leute, die uns anprangern. Ich sage euch aber nicht, dass ihr schweigen sollt. Es ist eine andere Sache, aus Feigheit zu schweigen“.

Das Ortega-Murillo-Regime hat jedoch nicht nur Geistliche festnehmen lassen. Laut dem Portal „Nicaragua investiga“ wurde Udenis Ortiz Galeano, ein der Kirche nahestehendes Oppositionsmitglied, am Sonntag, den 31. Dezember von der Polizei aus seinem Haus in der Nähe der Kirche in Wiwilí, Nueva Segovia entführt. Ortiz Galeano ist Bauingenieur und Geschäftsmann im Baugewerbe. Er wird seit 2018 von der Polizei schikaniert, die ihn bedroht und zusammen mit Paramilitärs in der Gegend gejagt hat.

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