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Endabstimmung zeichnet die Konfliktlinien vor

Frauendiakonat und der verpflichtende Charakter des Priesterzölibats waren die kontroversesten Themen der römischen Bischofssynode.
Jean-Claude Hollerich und Mario Grech
Foto: Stefano Carofei (Romano Siciliani) | Jean-Claude Hollerich (l.), Generalrelator der Bischofssynode, und Kardinal Mario Grech, Generalsekretär der Bischofssynode, bei einer Pressekonferenz während der Weltsynode am 28. Oktober 2023 im Vatikan.

Die Frage nach der Rolle und Stellung der Frau im Leben der Kirche – insbesondere aber die Weihe von Diakoninnen – und die Lockerung des Zölibats sind die beiden Themen, bei denen es auf der heute zu Ende gehenden Bischofssynode in Rom die größten Differenzen gab. Das zeigt ein Blick auf die Abstimmungsergebnisse zur sogenannten „Synthese“, dem zusammenfassenden Synodenbericht. Am Samstag konnten die etwa 350 stimmberechtigten Teilnehmer der Versammlung zu jedem Absatz „Ja“ oder „Nein“ sagen, Enthaltungen waren nicht zugelassen. Beschlossen galt ein Absatz, wenn eine Zweidrittelmehrheit der Synode ihn verabschiedet hatte. In der Regel bewegten sich die Nein-Stimmen im einstelligen Bereich. Nur beim Thema Frauendiakonat und Priesterzölibat gab es signifikante Abweichungen.

Menschenbild der Bibel bekräftigt 

Schon vorher hatten Teilnehmer am Rande der Synode bestätigt, dass die Diakonenweihe von Frauen das umstrittenste Thema während der Beratungen war. Das 41 Seiten lange Schlussdokument, das als Materialsammlung für die weitere Arbeit im synodalen Weltprozess bis zur nächsten römischen Synode im Oktober 2024 verstanden werden kann, fasste die in drei Teile gegliederten Beratungsergebnisse der Versammlung dann nochmals in 20 Punkten zusammen, wobei dann jeweils in Unterpunkten über „Konvergenzen“ (Fragen, in denen Einmütigkeit bestand), über im weiteren Verlauf des Weltprozesses „noch zu behandelnde Fragen“ und über „Vorschläge“ abzustimmen war. 

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Das Thema Frauendiakonat wird im zweiten Teil der „Synthese“ mit dem Titel „Alle Jünger, alle Missionare“ behandelt, und zwar in Punkt 9, der die Überschrift „Die Frauen im Leben und in der Mission der Kirche“ trägt. Zu den mit übergroßer Mehrheit angenommenen „Konvergenzen“ zählt das klare Bekenntnis zum biblischen Menschenbild, zur Erschaffung des Menschen als Mann und Frau und zur Bedeutung Mariens als theologische Quelle für das Frauenbild. 

Beim Unterpunkt „Noch zu behandelnde Fragen“ erhielt ein Satz jedoch die höchste Zahl an Nein-Stimmen überhaupt: 69 Teilnehmer stimmten gegen den Satz der Synthese: „Es sind (im Verlauf der Synode, A.d.R.) unterschiedliche Positionen hinsichtlich der Zulassung von Frauen zum Diakonenamt deutlich worden. Einige halten diesen Schritt für unakzeptabel, da er nicht in Kontinuität mit der Tradition steht. Für andere dagegen würde die Zulassung der Frauen zum Diakonat die Wiederaufnahme einer Praxis aus der Anfangszeit der Kirche darstellen“. Auch der „Vorschlag“, die Zulassung der Frauen zum Diakonat „theologisch und pastoral“ weiter zu untersuchen, fand mit 67 Nein-Stimmen die zweithöchste Zahl an Ablehnungen. 

Priesterzölibat mit Fragezeichen

Ebenso stieß der „Vorschlag“, die Wiederherstellung des dreistufigen Weiheamts durch das Zweite Vatikanum und ihre Auswirkung auf die Frage der Diakoninnenweihe zu untersuchen, auf immerhin 61 Nein-Stimmen. Auch die „Noch zu behandelnde Frage“ nach dem verpflichtenden Charakter des Priesterzölibats in der lateinischen Kirche fand die signifikant hohe Zahl von 55 Nein-Stimmen. Ansonsten wurden die insgesamt 20 Punkte der „Synthese“ mit überdeutlichen Mehrheiten „durchgewunken“. Auch die kleinen Ausreißer bei den Einzelabstimmungen haben nicht viel zu sagen. Sie lassen nicht erkennen, wer aus welchen Gründen zu diesen Unterpunkten „Nein“ gesagt hat, und signalisieren lediglich, wozu in der Synodenhalle keine einhellige Meinung bestand. Was keine Vorentscheidung darstellt, sondern nur einen „Diskussionsstand“: Am Ende wird es der Papst sein, der nach der Synode von 2024 ein abschließendes Urteil fällen wird. Aber es zeichnen sich die Konfliktlinien ab, die in den unterschiedlichsten Strukturen und Gesprächsforen der Kirche bis zur Synode in elf Monaten für Unruhe sorgen werden.  DT/gho

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