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So entdeckte ich den verborgenen christlichen Sinn des Lebens

Auch in einem hedonistischen Umfeld kann sich einem das Universum des Glaubens erschließen. Aber es braucht einen „Augenöffner“. Geschichte einer Umkehr.
Pilger auf dem Weg nach Chartres
Foto: Julien Mattia / Le Pictorium (imago stock&people) | Der Pilgerweg von Paris nach Chartres ist ein Symbol für unseren Weg auf Erden. Die Kathedrale von Chartres mag beeindruckend sein, sie ist nichts im Vergleich zur Herrlichkeit des Himmels.

Kürzlich malte ein Priester in seiner Predigt das passende Bild vom Pilgern hier auf Erden zu unserem letzten Ziel, dem himmlischen Jerusalem. Als Beispiel nannte er die Wallfahrt nach Chartres, bei der jedes Jahr mehr als 10.000 junge Katholiken den 100 Kilometer langen Fußmarsch auf sich nehmen. Ziel ist die gotische Kathedrale von Chartres, ein beeindruckendes Bauwerk aus dem christlichen Hochmittelalter.

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Leider hatte ich in meinem Leben nicht immer dieses letzte Ziel. Aufgewachsen im katholisch geprägten Saarland, wurde ich mit dem Ausmalen von Mandalas auf die Erstkommunion vorbereitet. Der katholische Glaube wurde eher aus bürgerlicher Gewohnheit als aus Überzeugung gelebt. Lange Jahre blieb mir der christliche Sinn des Lebens verborgen.

Wo ist der Sinn?

Nach dem Umzug meiner Familie 2013 in die niedersächsische Landeshauptstadt Hannover verlor ich endgültig den Bezug zur katholischen Kirche. An der Firmvorbereitung nahm ich nur widerwillig teil, da mir der Sinn hinter all den Traditionen und Sakramenten nie vermittelt worden war.

Mehrere Jahre lebte ich ein weltliches Leben fern von Gott und seiner Kirche. In dieser Zeit wurde mir jedoch klar, dass es eine objektive Moral von Gut und Böse geben muss, an der sich alle Menschen orientieren. Besonders geprägt hat mich der gelebte Hedonismus an meiner Universität. Drogen und vorehelicher Sex sind dort Normalität. Ideologien wie Feminismus oder Gender wurden von der Masse vorbehaltlos angenommen. Den moralischen Verfall sah ich überall, auch an mir selbst. Ein Kommilitone wurde durch seinen Lebensstil sogar depressiv, und ich hörte auch von Selbstmordversuchen.

Hinzu kam die starke Polarisierung der Gesellschaft während der Corona-Zeit. Die Spaltung der Bevölkerung in Geimpfte und Ungeimpfte riss tiefe Gräben auf. Der psychologische Dienst unserer Universität, den ich selbst einmal in Anspruch genommen habe, war mit Terminen völlig überlastet. Kann es Frieden geben in meinem Herzen und in den Herzen der anderen, fragte ich mich.

Wir beten Gott an

Diesen Frieden habe ich dann Anfang 2022 zufällig in der Tridentinischen Messe gefunden. Eine Freundin lud mich damals ein, und die traditionelle Messe zog mich sofort in ihren Bann. Durch die ehrfürchtige Liturgie verstand ich zum ersten Mal, dass Gott in der Eucharistie wirklich angebetet wird. Auch die Predigten des Priesters zeigten mir meine Erlösungsbedürftigkeit und die Liebe Gottes zu mir. Bei einer Anbetung wurde mein Herz plötzlich so warm, dass ich wusste: Hier findet mein Herz Frieden in Christus.

Ich begann, geistliche Bücher zu lesen und entdeckte endlich den verborgenen christlichen Sinn des Lebens. Ein unbekanntes Universum des Glaubens tat sich mir auf. Das Buch „Pardon, ich bin ein Christ“ von C. S. Lewis zum Beispiel zeigte mir mit unglaublicher Präzision die Widersprüchlichkeit eines „moralischen Atheisten“.

Unsere irdische Existenz ist endlich

Durch verschiedene Heiligenbiografien habe ich die sinnstiftende Wahrheit des katholischen Glaubens erkannt. Nicht zuletzt der heilige Alfons von Liguori, der mir, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, die Endlichkeit des eigenen irdischen Lebens und die Notwendigkeit der Umkehr zu Gott zeigte. Diese Erkenntnisse hatten großen Einfluss auf mein Leben und meine persönliche Beziehung zu Gott.

Im März 2022 entschloss ich mich dann, eine Lebensbeichte abzulegen und mein altes, weltliches Leben hinter mir zu lassen. Das Ziel – das himmlische Jerusalem – habe ich nun klar vor Augen und die Pilgerschaft hier auf Erden kann jetzt so richtig losgehen.

Alexander Folz
Foto: DT/privat

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