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Zuversicht erwächst aus der Hoffnung auf das Leben mit Christus

Paulus hat den Tod direkt vor Augen. Er ist sich bewusst, dass das Leben in dieser Welt für Christen ein Leben in der Fremde ist, schreibt Lothar Wehr.
Der Tod
Foto: Pixabay | Der Tod sollte uns stets vor Augen sein.

Der Tod ist für den Menschen die große Katastrophe. Der Tod stellt alles infrage, worum wir uns in unserem Leben bemüht haben. Alles, was wir aufgebaut haben, alles Gute, das wir anderen erwiesen haben, scheint auf einmal zunichte gemacht und wertlos.

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Angesichts des Todes stellen sich für den Menschen sehr existenzielle Fragen. Menschen, die in der Sterbebegleitung tätig sind, sagen, dass Menschen, die im Sterben liegen, offen sind für Fragen des Glaubens, auch wenn sie sich im Leben von der Kirche und vom Glauben distanziert haben. Der unweigerlich auf uns zukommende Tod stellt die größte persönliche Herausforderung dar, mit der wir in dieser Welt konfrontiert werden.

Den Tod vor Augen

In der Lesung dieses Sonntags aus dem Zweiten Korintherbrief gibt uns Paulus Einblick in seine Haltung zum Tod. Er ist in seiner Verkündigung oft mit dem Tod konfrontiert worden. Er selbst zählt die Situationen auf, in denen er dem Tod ins Angesicht schaute: Drei Mal erlitt er Schiffbruch (2 Kor 11,25), einmal wurde er gesteinigt (2 Kor 11,25), mehrfach war er im Gefängnis und oft in Todesgefahr (2 Kor 11.23); er war auf seinen Reisen gefährdet durch Räuber (2 Kor 11,26) und ihm gegenüber feindlich eingestellte Menschen (2 Kor 11,26).

Der Apostel spricht auch von seiner persönlichen Zuversicht angesichts des Todes: „Wir sind immer zuversichtlich, auch wenn wir wissen, dass wir fern vom Herrn in der Fremde leben“ (2 Kor 5,6). Paulus ist sich bewusst, dass das Leben in dieser Welt für Christen ein Leben in der Fremde ist. „Unsere Heimat ist im Himmel“ (Phil 3,20). So sehr Paulus sich bemüht, Menschen für den Glauben zu gewinnen, so sehr er sich einsetzt für die Anerkennung der Würde jedes Menschen, des Sklaven wie des Herren, der Frauen wie der Männer, der ehemaligen Heiden wie der Juden, so sehr ist ihm die Vorläufigkeit dieser Welt bewusst. Zuversicht und Hoffnung schöpft er aus der Gewissheit, dass das eigentliche Leben nach dem Tod erreicht wird.

Christus gefallen

Deshalb kommt es in diesem Leben darauf an, Christus zu gefallen (2 Kor 5,9). Denn dass wir die Heimat, zu der wir berufen sind, auch tatsächlich erreichen, ist nicht sicher, „denn wir alle müssen vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden, damit jeder seinen Lohn empfängt für das Gute oder Böse, das er im irdischen Leben getan hat“ (2 Kor 5,10). Diese Warnung vor dem Gericht Gottes verwandelt die frohe Botschaft nicht in eine „Drohbotschaft“, wie gelegentlich polemisch behauptet wird. Das Gericht macht uns die Ernsthaftigkeit dieses Lebens bewusst, es verheißt uns, dass all unser Mühen nicht vergeblich, sondern bei Gott aufgehoben ist, und es garantiert eine letzte Gerechtigkeit, die es in diesem irdischen Leben nicht gibt.

Text unter der Lupe

1. Lesung: Ez 17,22–24
2. Lesung: 2 Kor 5,6–10
Evangelium: Mk 4,26–34
Zu den Lesungen des 11. Sonntags im Jahreskreis 2024 (Jahreskreis B)

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