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Eine eucharistische Botschaft an Amerika

Zwei Monate in der Sommerhitze mit Jesus lohnen sich, wenn man die Bedeutung der eucharistischen Anbetung betrachtet.
Eucharistische Wallfahrt
Foto: D. Schmitz | Auf der Brücke über dem Mississippi segnet Bischof Barron Stadt, Land und Fluss mit der Monstranz.

Eine der häufigsten Fragen, die wir Missionare auf unserer eucharistischen Reise durch die Vereinigten Staaten gestellt bekommen, lautet zweifelsohne: „Wieso tut Ihr Euch das an? Wieso – neben allen anderen Dingen, die Ihr diesen Sommer tun könntet – geht Ihr freiwillig jeden Tag für zwei Monate in der Hitze durchs Land?“ Sie ist einfach zu beantworten: Weil wir jeden Tag bis zu zehn Stunden mit der Eucharistie verbringen und so Jesus ganz nah kommen dürfen. Und weil wir das Privileg haben, jeden Tag Hunderte, wenn nicht gar Tausende, einzuladen, Jesus auf ganze neue Weise kennenzulernen.

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In der dritten Woche der Eucharistischen Wallfahrt kommen wir überwiegend durch ländliche Gegenden. Halt machten wir in Rochester, der Bischofsstadt des bekannten YouTubers Robert Barron. Seit 2022 leitet er die Diözese. Außerdem überquerten wir den Mississippi von Minnesota nach Wisconsin. Die drei Pilgergruppen auf den anderen Wallfahrtsrouten haben bereits mehrere Bundesstaaten durchquert, während wir auf der Nordroute unsere gesamte Zeit in Minnesota verbrachten. Nun war es auch für uns Zeit für etwas Neues.

Viele Menschen entdecken ihren Glauben neu

Die Prozession von Bundesstaat zu Bundesstaat war wieder einmal atemberaubend: In einer ländlichen Gegend schlossen sich uns mehr als 3 000 Gläubige an, als wir betend über die Brücke in Richtung La Crosse zogen. Oben auf der Brücke segnete Bischof Barron den Mississippi – der Fluss, an dessen Quelle wir uns drei Wochen zuvor auf die Reise gemacht hatten und der auf unserer Route gen Süden deutlich breiter geworden ist. Als wir auf der Seite von Wisconsin angekommen waren, übergab Bischof Barron das Allerheiligste Sakrament an den Bischof von La Crosse, der sich sodann mit tausenden Gläubigen in eine Arena begab und den restlichen Tag Anbetung hielt.

Solche Erfahrungen sind der eigentliche Grund unserer Wallfahrt. So viele Menschen entdecken ihren Glauben aufs Neue, andere vertiefen ihre Christusbeziehung aus Begeisterung darüber, dass Jesus im Rahmen dieser historischen Prozession in ihre Heimatstadt kommt. Und mit jeder Prozession wird wieder und wieder ein deutliches Zeichen gesetzt: Die katholische Kirche lebt! Und nicht nur das: Sie blüht und sendet an Amerika die öffentliche Botschaft, dass Jesus auf uns alle wartet!

Wallfahren fordert geistlich heraus

Die Einladung Jesu, sich ihm zu nähern, gilt auch uns Missionaren selbst. Und das wirft eine weitere Frage auf, die uns oft gestellt wird: „Worin besteht die größte Herausforderung auf dieser Wallfahrt?“ Man könnte annehmen, es wären die physischen Anforderungen, das Gehen selbst. Aber noch viel größer als irgendwelche Fußwunden, als jegliche körperliche Erschöpfung, ist bislang die geistliche Herausforderung.

Man könnte romantisch denken: Zehn Stunden jeden Tag mit dem Allerheiligsten – das ist der absolute Traum, gar paradiesisch! Doch die Tatsache, dass Jesus auch uns in eine nähere Beziehung zu ihm einlädt, bedeutet: Wir sind noch nicht nah genug bei ihm. Es gibt Baustellen, Probleme und geistliche Wunden in uns allen, die gerade auf dieser Wallfahrt immer deutlicher zutage treten. Nein, Jesus will nicht nur die ach-so-perfekten Flitterwochen mit uns verbringen. Er will auch uns auf dieser Wallfahrt reinigen. Und das ist manchmal schwierig.

Feuer und Flamme für Jesus

Jesus sagt: „Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!“ (Lk 12, 49) Ja, auf dieser Eucharistischen Wallfahrt sind unzählige, und auch unsre, Seelen Feuer und Flamme für ihn. Doch dabei gibt es auch viele Brände in uns.

Man wird nicht nur mit dem liebenden und segnenden Jesus konfrontiert, sondern auch mit sich selbst und der eigenen Schwachheit, den Lügen, die man sich über Gott, sich selbst und seine Mitmenschen zurechtgelegt hat. Alles muss weggebrannt werden – was für ein lodernder Segen, wenngleich es manchmal schmerzt!

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Eine Bibelstelle, über die ich in den letzten Wochen immer wieder nachgedacht habe, ist das Evangelium vom Dreifaltigkeitssonntag: Als die Jünger „Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder, einige aber hatten Zweifel. Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: … siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt“. (Mt 28, 17-20) Es ist eigentlich unbegreiflich: Die Jünger haben Jesus – den auferstandenen Jesus! – direkt vor sich, und dennoch zweifeln sie noch immer.

Das ist beruhigend, denn auch wir Missionare, die mit dem auferstandenen Jesus in eucharistischer Form durchs Land ziehen dürfen, zweifeln, zumeist an uns selbst. Doch Jesus nimmt das niemandem übel. Er kennt unsere Schwierigkeiten, und gerade deshalb kommt er zu uns „alle Tage“. Und sooft er zu uns kommt, dürfen wir vor ihm niederfallen wie die Jünger – mit vollem Bewusstsein unserer eigenen Unfähigkeit, aber mit der Hoffnung auf seine noch viel größere Barmherzigkeit. Wir dürfen anbeten, auch wenn wir mit uns selbst kämpfen und oftmals an uns selbst scheitern. Und so dürfen wir am himmlischen Lobpreis teilnehmen und ihn wie die Engel lobpreisen.

Am Ende der Woche wurde mir dies noch einmal bewusst. Nach der Ankunft in La Crosse besuchten wir die Franziskanerinnen von der Ewigen Anbetung. Dieser Orden entstand in Wisconsin, als sich 1849 eine Gruppe an Katholiken aus dem schwäbischen Ettenbeuren aufmachten und mit dem Schiff von Bremen nach New York reisten. Die Franziskanerinnen, ursprünglich waschechte Bayern, beten in ihrem Kloster seit Jahrzehnten rund um die Uhr die Eucharistie an – in einer prachtvollen Kirche, die größtenteils von Münchnern gebaut wurde.

Und beeindruckender als alles andere ist die Anbetungskapelle selbst: Hier thront Jesus in der Monstranz, 24 Stunden am Tag, während ein Gemälde darüber die Engel singend, Harfe spielend und Weihrauch schwenkend zeigt. Unter dieser Kulisse knien die Schwestern direkt vor ihm und nehmen an dieser himmlischen Feier teil. Werden wir dem gerecht? Ganz und gar nicht. Was für ein Privileg jedoch, es trotz aller Zweifel dennoch zu tun. Durch die Eucharistie werden wir so immer wieder zum ewigen Hochzeitsmahl eingeladen.

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