Die regierenden Tories dürften bei der Wahl zum britischen Unterhaus in zwei Wochen eine krachende Niederlage erleiden; die linke Labour-Partei von Keir Starmer dürfte einen Erdrutschsieg einfahren. Der sich jetzt abzeichnende Absturz reicht tiefer als 1997, als die erschöpften und zerstrittenen Tories von John Major gegen Tony Blairs „New Labour“ untergingen, ist Claudia Hansen in ihrer Analyse für „Die Tagespost“ überzeugt.
Zudem tritt der Alptraum mancher Konservativer, „Mr. Brexit“ Nigel Farage, wieder in den Ring. Mit seiner „Reform“-Partei droht er den Tories den Todesstoß zu versetzen. Laut einer YouGov-Umfrage könnte „Reform“ sogar vor den Tories liegen. „Sein Kalkül, so vermuten manche: Nach einer totalen Bruchlandung der Tories könnte er die Trümmer übernehmen und sich um den Vorsitz der Partei bewerben.“ Die frühere Innenministerin Suella Braverman habe schon dazu aufgerufen, Farage aufzunehmen.
Großbritannien hat sich im Rekordtempo gewandelt
Doch weder der regierende Rishi Sunak noch Nigel Farage wird nach der Wahl bei König Charles III. zur Regierungsbildung antreten. „Als lachender Dritter profitiert Keir Starmer von der Spaltung des konservativen und rechten Lagers.“ Labour-Chef Starmer geißelt die Regierung: Wirtschaftsschwäche, Millionen Patienten auf der Warteliste des staatlichen NHS-Gesundheitsdienstes, eine bröckelnde Infrastruktur.
Die Kulturkämpfe habe Großbritanniens Linke aber bereits jetzt gewonnen: Das Ringen um die nationale Identität, um die Geschichte des Empire sowie die permanente Berieselung des Publikums mit LGBT- und Transgender-Themen irritierten viele wertkonservative Wähler. Sie hätten den Eindruck, dass die Tories zwar regierten, die Linke aber den Kulturkampf gewinne. Großbritannien habe sich im Rekordtempo gewandelt. „Es ist immer weniger christlich geprägt, wird immer säkularer und ethnisch immer diverser.“ DT/sba
Lesen Sie eine umfangreiche Analyse zu Großbritannien vor der Wahl am Donnerstag in Ihrer „Tagespost“.