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Pakistan: Christen bei Corona-Hilfe benachteiligt

Nichtmuslimen wird die Hilfe verweigert, bei der Verteilung von Lebensmitteln oder Schutzausrüstungen kommt es zur Diskriminierung von Christen: In Pakistan leiden religiöse Minderheiten besonders unter der Krise.
Coronavirus - Pakistan
Foto: B.K. Bangash (AP) | 21.04.2020, Pakistan, Islamabad: Muslime kaufen auf einem belebten Markt für den bevorstehenden Ramadan ein ohne dabei einen Sicherheitsabstand einzuhalten, um sich vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen.

Die Situation der christlichen Minderheit in Pakistan hat sich seit der Freilassung und Ausreise der vom Vorwurf der Gotteslästerung freigesprochenen Christin Asia Bibi nicht verbessert. Derzeit häufen sich Vorfälle, wonach islamische Organisationen und Moscheegemeinden Christen bei der Verteilung von Lebensmitteln und Schutzausrüstungen sowie humanitären Hilfen während der Corona-Pandemie benachteiligt werden. Das berichtete Cecil Shane Chaudhry, Direktor der Nationalen Kommission für Gerechtigkeit und Frieden (NCJP), gegenüber dem päpstlichen Hilfswerk „Kirche in Not“. 

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100 christliche Familien von Lebensmittelverteilung ausgeschlossen

Dem Leiter der katholischen Menschenrechtsorganisation zufolge sei dies etwa in einem Dorf in der Nähe von Lahore, der zweitgrößten Stadt Pakistans, der Fall gewesen. In einem anderen Dorf in der Provinz Punjab seien 100 christliche Familien von der Lebensmittelverteilung ausgeschlossen worden. 

Es gäbe auch Meldungen über Hilfspersonal, das Nichtmuslimen die Unterstützung verweigert habe mit dem Hinweis, dass es sich um Spenden aus der „Zakat“, der islamischen Armensteuer, handle. Chaudhry zitierte einen Imam aus Lahore, der bei einer Predigt angekündigt habe: „Morgen früh werden Hilfsgüter an Notleidende verteilt, aber nur an Muslime.“ Dabei gehörten Christen und andere religiöse Minderheiten zu den besonders hilfsbedürftigen Gruppen der pakistanischen Gesellschaft, so der Menschenrechtler.

Viele von ihnen lebten als Tagelöhner unter der Armutsgrenze; ihre Einkunftsmöglichkeiten seien durch die Pandemie weggebrochen. Auch seien sie besonders ansteckungsgefährdet, da sie zum Beispiel als Hausangestellte, in Ziegeleien oder bei der Müll- und Abwasserbeseitigung arbeiten. 

Keine Aussicht auf ein faires Verfahren

 „Oft sind es Christen, die generationenübergreifend in Zinsknechtschaft Sklavenarbeit verrichten müssen. Christen, die unter Blasphemieanklage stehen, haben keine Aussicht auf ein faires Verfahren. In Haft und außerhalb der Gefängnisse sind sie und ihre Anghörigen durch religiöse Extremisten mit dem Tod bedroht,“ erläutert gegenüber der „Tagespost“Martin Lessenthin, Vorstandssprecher der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM). In Pakistan gehören etwa 96 Prozent der Bevölkerung dem Islam an, der auch Staatsreligion ist.

DT/chp

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