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Der Fall Göring-Eckardt: Das grüne Eigentor

Der missglückte EM-Tweet der Bundestagsvizepräsidentin war nicht überraschend, sondern ist symptomatisch für grünes Denken. Neu ist: Sie musste sich entschuldigen. Denn die grüne Deutungshoheit ist futsch.
Die Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt
Foto: IMAGO/dts Nachrichtenagentur (www.imago-images.de) | Die Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt zwitscherte auf X, doch dann setzte etwas ein, womit sie offenbar nicht gerechnet hatte: ein Shitstorm in den sozialen Netzwerken.

Es ist schon über ein halbes Jahr her, da hatte Andreas Rödder in einem Aufsatz für die FAZ das Ende der grünen Deutungshoheit proklamiert. Wem die These des Gesichtsprofessors und zeitweiligen CDU-Vordenkers bisher zu abstrakt war, konnte nun in dieser Woche live erleben, was das konkret heißt: Die EM brachte den Ball ins Rollen.

Nach dem deutschen Sieg gegen Ungarn schrieb die grüne Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt bei X: „Stellt euch kurz vor, da wären wirklich nur weiße deutsche Spieler.“ Sie habe so auf eine WDR-Umfrage reagieren wollen: Bei der forderten 21 Prozent der Befragten mehr weiße Spieler in der Mannschaft. Bis hierhin ist alles erwartbar, sowohl die Reaktion der grünen Politikerin als auch die besagte Umfrage, bei der sich durchaus fragen lässt, welcher Erkenntnisgewinn sich tatsächlich aus ihr ziehen lässt. Wer dumm fragt, bekommt auch dumme Antworten. Es liegt der Verdacht nahe, dass diese Umfrage genutzt werden sollte, um den bösen Deutschen mal wieder ihren angeblichen Alltagsrassismus unter die Augen zu reiben. Hier wurde quasi die Bühne gezimmert, die Göring-Eckardt im Sinne einer Kampagnenlogik dann auch folgerichtig betreten hat.

Die Mitte fühlt sich auf den Schlips getreten

Die Bundestagsvize zwitscherte also, doch dann setzte etwas ein, womit sie offenbar nicht gerechnet hatte: ein Shitstorm in den sozialen Netzwerken. Sei das nicht auch rassistisch, was Göring-Eckardt da geschrieben habe, wurde nun gefragt. Ein Beweis für die große Distanz zwischen der grünen Blase aus Funktionären und Anhängern und der Mitte der Gesellschaft. 

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Foto: privat / dpa | Woche für Woche berichtet unser Berlinkorrespondent in seiner Kolumne über aktuelles aus der Bundeshauptstadt.

Denn diese Mitte fühlte sich, wenn denn vielleicht auch nicht direkt rassistisch beleidigt, so doch zumindest auf den Schlips getreten. Was vor allem die meisten stört: Die Belehrungs-Attitüde, die ja auch in diesem Beispiel durchklingt. Aber diesmal war die Kritik so heftig, dass die Politikerin reagieren musste. Göring-Eckart entschuldigte sich.

Zurück zu Deutungshoheit. Wer über die verfügt, besitzt so etwas wie eine Teflonschicht. Logische Argumentation prallt an ihr ab. Aber diese grüne Schicht, das zeigt der aktuelle Fall deutlich, ist abgeschmirgelt. Göring-Eckardt musste sich rechtfertigen.

Ob die Grünen Lehren daraus ziehen? Schon die Europawahl war ein Schock für sie. Jetzt aber wird sich zeigen, ob sie die Veränderungen in der öffentlichen Meinungsbildung wirklich wahrnehmen wollen. Oder doch lieber einfach wie ein Kind die Augen schließen, um in der alten Welt weiterleben zu können. Im Moment sieht es so aus, also ob die grüne Arroganz noch eine Weile andauern wird.  

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Sebastian Sasse Katrin Göring-Eckardt

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