Pfarrer James Mallon hat für das Image der ordentlichen Seelsorge Erstaunliches geleistet. Wenn er auf Reisen seine Stola mit dem Bild der Jungfrau von Guadalupe, der Patronin seiner Pfarrei, mit Herzblut anlegt, spürt der Beobachter, dass hier kein Pfarrmanager vor ihm steht. Der charismatische Diözesanpriester des kanadischen Bistums Nova Scotia und Gründer der Bewegung „Divine Renovation“ hat dank seiner guten Beobachtungsgabe und seines couragierten Gottvertrauens vielen Menschen den Glauben an das Missionspotenzial ihrer Pfarrgemeinde wieder vermittelt. Dass dies just zu einem Zeitpunkt geschehen ist, an dem das Sterben und Schrumpfen der Pfarreien die Generalvikariate vieler westlicher Bistümer beschäftigt, ist durchaus kein Widerspruch. Denn als der gebürtige Schotte 1997 in Kanada zum Priester geweiht wurde, zeichnete sich das Siechtum der Volkskirche in seiner neuen Heimat Kanada bereits ab.
Mit der Energie eines guten Arztes, der seinen Patienten in deren höchsteigenem Interesse auch unangenehme Wahrheiten nicht ersparen kann, nannte Pfarrer Mallon die Wurzel vieler Gemeindeübel beim Namen: eine sich Änderungen verschließende Konsumentenhaltung. Ziel seiner Bewegung ist kein Strukturwandel, sondern ein Mentalitätswechsel. Die Gläubigen sollen ihre Haltung der Besitzstandswahrung aufgeben und in ihrer Gemeinde missionarisch aktiv werden.
Im Dienste der Vielfalt des Gottesvolks
Inzwischen hat die Bewegung weltweit über 900 Pfarreien geschult. Kein Zufall ist, dass Pfarrer Mallon in der Zeit der Pandemie Spendenrekorde verzeichnete: Er und seine Leute waren zur Stelle, als sie gebraucht wurden. Dass „Divine Renovation“ von der Charismatischen Bewegung geprägt ist, verstellt den Blick auf das gemeinsame Ziel Mission mit anderen Gruppen nicht. In Harrogate ließen sich auch Anhänger der alten Messe schulen. Denn Pfarrer Mallon hat eine missionarische Plattform geschaffen, auf der für viele Gläubige guten Willens Platz ist. In seinem Pfarreierneuerungskonzept kommt die Vielfalt des Gottesvolks zum Tragen.
Ohne klerikal zu wirken, steht Pfarrer Mallon dazu, dass die Pfarreimission mit dem Priester steht und fällt. Dass ein Priester mit den Mitbrüdern leidet, die sich in der Pfarrseelsorge an der Erwartungshaltung der Menschen aufreiben, ist nicht selbstverständlich. Pfarrer Mallon sagt von sich, es baue ihn auf, wenn er sehe, dass Mitbrüder die Resignation überwinden und wieder Freude an ihrem Beruf haben. Auch dies spricht für seine Exzellenz als Pfarrer.
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